Peugeot 204 Coupé aus 1969

Heute mal wieder was gänzlich unjuristisches. Dafür schön. Und alt.

Die Leidenschaft für Autos der Marke Peugeot aus deren „goldenen Jahren“ hat mich ja schon seit Kindesbeinen gepackt. Typischerweise sanfter Fahrkomfort, gediegene Ausstattung, technisch grundsolide und mit einem gewissen optischen Pfiff (den man überwiegend der Feder des Designhauses Pininfarina zuschreiben muß).

Kein Wunder, daß damals die Marke die meistimportierte in Deutschland war. Vorurteilsfrei betrachtet waren die Löwenautos immer ganz vorne in ihren Klassen „bei der Musik“.

Zuerst ein bißchen Geschichte
(weil das Modell hier nahezu unbekannt ist):

Die Baureihe 204 erschien 1965 und war das erste Frontantriebsmodell der Marke. Dazu noch ein quer eingebauter Vollaluminium-Motor, also aus teurem Werkstoff gebaut. Und ein gemeinsamer Ölhaushalt für Motor und (darunter liegendem) Getriebe – kannte man bis dato vorrangig aus dem englischen Originalmini. Also auch ein bißchen intellektueller Pfiff.

Viel pfiffiger und für ihre Zeit unglaublich fortschrittlich aber die Karosserie der klassischen viertürigen Limousine. Zeitlos-schöne Linien mit einem wohlproportionierten Kühlergesicht, das prägnant die Marke widerspiegelt. Dazu für die Klasse (Opel Kadett, Ford 12M, VW 1500 – wenn sich da einer was drunter vorstellen kann) elend langer Radstand für ungewöhnlich großzügigen Innenraum für vier Erwachsene und ein brauchbarer Kofferraum.

Technisch auch sonst der deutschen Starrachs-/Heckmotor-Konkurrenz von VW, Ford und Opel Meilen voraus: Federbeine (Stoßdämpfer wird von der Fahrwerksfeder umschlossen) rundum, Einzelradaufhängung hinten. Und damals konnten die Fahrwerkstechniker ihr Zeug, mein lieber Schwan! Sanftester Abrollkomfort, nicht allzuviel Seitenneigung, keinerlei Schaukeleien und Gemeinheiten im sicheren und neutralen Fahrverhalten dank gut abgestimmter Dämpfung, eine Lenkung mit heute noch niedrigen Kräften, angenehmem Gefühl für die Straße und ohne Antriebseinflüsse. So und nicht anders gehört das. Das eigentlich Erschütternde: so gehört das heute noch, und zwar ohne die Hilfe von rechnergestützten Hilfseinrichtungen wie ESP und Assistenten(wahn)unsinn. Und kaum einer kann das mehr …

Die deutsche Presse war entsetzt, als neben diesem kleinen Peugeot, der immerhin noch konservativ als Stufenhecklimousine vom Band lief, dann auch noch der R16 von Renault erschien. Der trieb die Dinge auf die Spitze mit seinem Schrägheck mit Heckklappe und einer völlig neuen Variabilität des Innenraums. Kurz gesagt: Von ADAC motorwelt über hobby bis hin zu auto, motor und sport waren sich alle einig, daß das die neue technische Führerschaft europäischen Massenautobaus sei und Deutschland den Anschluß gründlich verpaßt habe.

Nur: Limousine habe ich doch schon. Der 504 TI … und dazu noch eine 204 Limo?

Und wie bei so manchem Massenhersteller gibt es auch ein paar ausgefallene Stücke, die im Laufe der Zeit realisiert werden. Zumeist sind das Ableger einer Großserie, denen man das Dach abschneidet und sie als Cabrioversion verkauft. Das wäre aber zu einfach, um wirklich spannend zu sein! Selten waren diese Exoten schon als sie neu waren, heute sind sie rar. Und rar ist wirklich so gemeint. Laut Kraftfahrtbundesamt sind in Deutschland genau drei von diesem Modell registriert. Eins davon: meins. Nicht von ebay, sondern einem Händler in den Niederlanden.

Also muß was anderes her. Ein Coupé(chen) fehlt noch.

Peugeot ist todescool und amputiert der Limousine die hinteren Türen mitsamt Kofferraum und ersetzt sie durch ein Fließheck mit Heckklappe. Dazu – heute würde man das wohl so sagen – „choppt“ man das Dach und läßt den Wagen gedrungener wirken.

 

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Innen bleibt es grundsätzlich bei der Ausstattung der Limousine mit den ewig großen Ablagen im Armaturenbrett, der Lenkradschaltung und der immensen Bewegungsfreiheit durch fehlenden Mitteltunnel und -konsole. Alleine mit dem Platz im Armaturenbrett käme ein Junggeselle für das Gepäck seines dreiwöchigen Sommerurlaubs aus – gefühlt sind das dreißig Liter vorneweg.

 

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Das Raumgefühl ist phänomenal vor allem im Vergleich zu heutigen Panzerspähwagen. Im „Vergleichskasten“ vor dem Beifahrersitz sind zwei Bremsscheiben zu 245 mm. Man sieht: da ist auch längerer Aufenthalt keine Qual.

 

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Echte Rücksitze „gehen sich nicht aus“, ein Notsitzbank für Kinder paßt aber noch hinein. Umklappbar (einfach in der Mitte entriegeln und nach vorne werfen) vergrößert sie den Kofferraum auf Kombiformat. Da die Beifahrerlehne vorne auch vorklappen kann, gehen maximal zwei Meter lange Kartons ins Auto! Auch ohne Klappen ist der Kofferraum für zwei unglaublich großzügig, perfekt in fast kubischem Format (etwa 90 cm breit, 90 cm tief und vielleicht 30 cm hoch, geschätzt also ca. 270 l Volumen) und rundum verkleidet.

 

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Die Rundumsicht ist im Vergleich zu modernen Autos ohne jeden Kameraschnickschnack perfekt, obwohl die Fenster ja durch das abgesenkte Dach niedriger ausfallen als bei der Limousine. Selbst mit 190 cm Länge kann ich vorne aufrecht sitzen und habe noch wenige Millimeter Luft zum Dachhimmel. In den weichen Polstern sinkt man natürlich auch mehr ein, was sicher hilft. Die Sitzposition ist eh antiquiert. Das ist kein Fremdwort für unbequem, sondern einfach nur heute überholt. Man hat das Lenkrad relativ nah vor sich, dazu ist es vergleichsweise flach eingebaut. Zum Rennenfahren ungeschickt und im (Un-)falle sicher nicht gesund, aber für die Armhaltung auf längeren Fahrten angenehm. Man beachte die praktische Sitzlehnenverstellung durch zwei Rändelschrauben (!!) – immerhin sind sie überhaupt verstellbar, wenn auch nicht „bequem während der Fahrt“ …

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Der Entwurf geht auf die frühen 60iger zurück und damals war das mit dem „Heizen und Lüften“ noch nicht so ein Schwerpunkt des Insassenkomforts. Ja, beides ist vorhanden und aufpreisfrei (bei Triumph kostete im TR4 die Wagenheizung noch Aufpreis!). Gebläse gibt es auch, nur fehlt es an Luftdüsen. Eine unter dem Armaturenbrett in der Wagenmitte und zwei kleine verstellbare oben unter der Windschutzscheibe. Fertig. Kann reichen, tut es aber ab 25° nicht, also Seitenfenster runter. Anders als heutzutage geht das sogar gut bis etwa 100 km/h, ohne daß es unerträglich zieht oder rauscht. Warm wird es auch, aber leider hat der Motor nur einen 75°-Thermostat. Wenn er also mühsam sich selber bei Temperatur hält, fällt es ihm doch schwer, ausreichend Heizleistung zu produzieren. Ganz ernsthaft: Klimatisierung ist das Gebiet des besonders deutlich merkbaren Fortschritts im Komfort der Autos. Alles andere gab es früher auch schon und mindestens so gut wie heutzutage. (Von Unfallsicherheit und Schadstoffausstoß brauchen wir nicht zu reden – der Motor hat keinen Katalysator und das Auto keine Sicherheitsgurte, die Sitzlehnen sind nicht arretiert und klappen ungebremst vor.)

 

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Bei der Ausstattung gewinnt das ab Werk sündteure Wägelchen (nahezu 9.000 DM entsprachen einem gut ausgestatteten Opel Rekord und nicht einem Kleinwagen von knapp 3,70 m Länge) zusätzlich durch aufwändig gepolsterten und gedämmten Dachhimmel und zeitgenössisch-üppige Dekoration der Türverkleidungen. Dazu Halogenfernscheinwerfer im Hauptscheinwerfer integriert; das war alles zu seiner Zeit nicht klassenüblich.

 

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Dennoch hat das Auto eine sehr zierliche Form bekommen und ist gerade für den Stadtverkehr von perfektem Maß: knapp 1,5 m breit, keine 3,7 m lang. Parken ist problemlos, durch dichten Verkehr wuselt man lässig durch, wo große Limousinen oder erschreckend große „SUV“ nicht auf Anhieb passen. Klein ist flott, dick ist out!

Und der Haupteinsatzzweck ist auch angesprochen: Nicht die Rennstrecke, sondern die Stadt und ihr Umland, auch ein Wochenendausflug tut nicht weh. Für das viele Geld gab’s nämlich nicht viele Pferde, sondern die Standardausstattung der Limousine. 1.118 Kubikzentimeter Hubraum hat der Vierzylinder und da kommen sanfte 53 PS bei flotten 6000/min heraus. Am Lenkrad werden die vier Vorwärtsgänge geschaltet und bei aller Anstrengung käme man in ca. 20 s aus dem Stand auf 100. Schneller als knappe 140 wird die Fuhre eh nicht, so daß das Tempolimit in Frankreich leicht einzuhalten ist.

Das hört sich asthmatisch an, ist es aber im Alltag nicht. Der Vergasermotor zieht sauber auch aus niedrigster Drehzahl, das Getriebe ist kurz übersetzt. Bei 100 km/h im vierten Gang sind schon 4000/min fällig! Der Anzug in den unteren drei Gängen ist sehr brauchbar, auswringen muß man die Maschine nicht. Man merkt, daß da Ingenieure und Techniker beteiligt waren und Kaufleute meilenweit  weg in einem anderen Büro saßen. Der 1. Gang ist extrem kurz, so daß man beim Rangieren die Kupplung nicht malträtieren muß und auch im steilen Geläuf noch loskommt. Faktisch: anrollen, in den zweiten schalten. Der ist als „Stadtgang“ aus Schritttempo bis zu 50 km/h relativ spurtstark (quasi für enge Gassen entweder zwischen anderen Autos oder Häusern). Der dritte ginge zum engen Überholen auch bis über 100 km/h, aus der Landstraße kommt man zügig auf 80 und kann dann im vierten mit ordentlichem weiterem Durchzug rechnen. Klar: kein Sportwagen, aber für Leistung und Gewicht auf diese Art bewegt gefühlt mindestens 60 PS stark. 

 

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Maximal 5000/min reichen, um heute noch im Verkehr mitzuhalten. Dabei fällt auf, daß der Motor unglaublich laufruhig ist. Weder das übliche Dröhnen noch sonstige Störfrequenzen werden lästig, es macht  unglaublich Spaß, mit dem Wägelchen zügig auch längere Landstraßenetappen unter die Räder zu nehmen. Ein einfaches Mittel (wie gesagt: es waren Ingenieure!) für Motorlaufruhe: Vorne am Motorblock unter dem Abgaskrümmer ist ein merkwürdiger Alutopf. Kein Ölfilter, auch sonst irgendwie komisch: es führt keine Leitung hin oder weg und auch Kabel sucht man vergebens. Da drin verbirgt sich ein Eisengewicht, daß Gegenschwingungen zu den Motorvibrationen überträgt und so dem Vierzylinderbrummen abhilft.

Weiterer Trick an der Sache: die Kompaktheit erlaubt in Ortsdurchfahrten ungebremstes Passieren von für heutige Autos bei Gegenverkehr unüberwindlichen Engstellen, das Fahrwerk ermöglicht behendes Fahren auch auf mäßiger Wegstrecke ohne Tempoverlust und der angenehm ansprechende Motor mit geschickt gestuftem Getriebe verliert nicht übermäßig Kraft und Temperament. Man muß ihn „französisch-elastisch“ steuern, dann geht einem ernsthaft auf Landstraßen nichts ab. Die Autobahn ist nicht sein Revier, da macht einem die airbaglose Winzigkeit eher Angst. Ein VW Polo wirkt neben ihm schon riesig, ein Audi Q2 hat die Anmutung eines Lastkraftwagens, wenn das Coupéchen daneben steht.

Also wird es artgerecht bewegt und alles ist gut. Dazu reichen sechs bis sechseinhalb Liter SuperPlus auf 100 km und auf haben es die modernen „Errungenschaften“ der Autoindustrie ganz schön schwer, noch so richtig zu glänzen …. !

Nicht so schön ist die Versorgung mit Ersatzteilen. Manches gibt es überraschenderweise (so sehr gute Öldruckstoßdämpfer „made in Japan“ von KYB), manches nur schwer (Bremsscheiben vorne z.B.) und manches gar nicht mehr (Domlager der Federbeine). Gottseidank ist das Auto teuer gebaut, so daß einmal instandgesetzt so schnell kein erneuter Handlungsbedarf entsteht. Das merkt man übrigens auch am Gewicht, da ist von „Leichtbau“ keine Spur. Volle 880 kg stehen auf der Waage; das spricht für „aus dem Vollen gefräst“ statt Dünnblechbau.

In ihrer Genialität haben die Konstrukteure allerdings auch manche Kompliziertheit erfunden, die so sicher nicht sein mußte. Bekannt sind die 204/304-Baureihen u.a. für den „um die Ecke“ zur merkwürdig nach unten gekippten Lichtmaschine geführten Keilriemen und für nicht immer leichten Zugang zu Antriebsteilen.

 

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Als Stundenlöhne noch nicht so hoch waren, konnte man lockerer eine Maxime von erschütternder Schlichtheit verfolgen: „Wartung so einfach wie möglich, Reparatur so einfach wie nötig.“ Konsequenz: Ölwechsel, Luftfilterwechsel, Kühlermittelwechsel, Zündkerzen tauschen, Zündung oder Vergaser einstellen machen keine Arbeit. Standardreparaturen sind zumeist noch vernünftig zu erledigen. Echte Reparaturen sind kompliziert, weil nicht selten die Anweisung anfängt mit „bauen Sie den Triebwerksblock aus“. Da sind zehn Stunden schnell beisammen und alleine das kostet in der Werkstatt ruckzuck 1.000 € heutzutage.

Aber nochmal und ganz deutlich: Das braucht’s seltenst, denn: ein gut gewarteter Peugeot hält und hält und hält und hält!

Mein Coupé hat wohl nie Salz gesehen und möglicherweise nicht einmal besonders oft im Regen gestanden. Die Laufleistung von etwas mehr als 45.000 km in 48 Jahren erscheint wegen des Zustandes plausibel. Das wird sich nun deutlich schneller ändern, aber ich denke, daß mit so um die 5.000 km pro Jahr es dann auch gut sein wird. Alles nur eben erreichbare wird ständig geölt, an Pflege mangelt es nicht und derzeit dankt es das Wägelchen mit immer muntererem Fahren und steigender Freude an dieser Art der Entschleunigung.

Private Krankenversicherung – Fluch oder Segen?

Die derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen bringen mit der Überschrift „Bürgerversicherung“ genau diese Frage wieder aufs Tapet.

 

Abseits aller Politik: Hat die private Krankenversicherung wirklich nur Vorteile oder sind da auch Pferdefüße?

 

Die Stammtischweisheit besagt im Positiven:

  • Der Versicherungsschutz ist viel weitgehender als bei der gesetzlichen Versicherung.
  • Die Ärzte sind viel lieber bereit, Privatpatienten zu behandeln, so daß man schneller an Termine kommt.
  • Außerdem spart das eine Menge Geld im Vergleich zum Beitrag der GKV („Gesetzlichen Krankenversicherung“).
  • Erst durch die teuer abzurechnenden privatärztlichen Leistungen ist eine Arztpraxis wirklich rentabel zu betreiben.

Die Stammtischweisheit besagt im Negativen:

  • Im Alter explodieren die Beiträge.
  • Man kommt irgendwann auch mit Tricksereien nicht mehr zurück in die GKV.

Und jetzt mal „aus der Praxis für die Praxis“ – und mit einem etwas anderen Blickwinkel:

 

Vordergründig stimmt das mit der „besseren Leistung“ im Vergleich zur GKV in den meisten Fällen tatsächlich. Pauschal stimmt’s nie, denn anders als bei der GKV sind die konkret versicherten Leistungen von Vertrag zu Vertrag verschieden. Wer z.B. im Alter aus Kostengründen in die sogenannte „Mindestversicherung“ umsteigt, wird genau dieselben Leistungen wie ein GKV-Patient ersetzt erhalten. Manche Anbieter machen diese „Minimalpakete“ auch so schon allen zugänglich. Damit ist man in jeder Hinsicht einem GKV-Patienten gleichgestellt einschließlich „Selbstbeteiligung pro Quartal“ und Abrechnungsmöglichkeit des Arztes.

In aller Regel aber sind die Leistungen besser bei Privatversicherten. Bessere Krankenhausunterbringung, „Chefarzt“-Behandlung, Ersatz auch von Heil- und Chiropraktikerleistungen, Zahnersatz, Seh- und Hörhilfen.

Aber: Nichts ist umsonst.

 

Mehrleistung erfordert auch Mehrprämie. Satt. Über Selbstbeteiligung oder „Beitragsrückerstattung“ wird es für den Versicherten verpflichtend oder attraktiv, kleinere Beträge selber zu bezahlen und nicht seiner Versicherung einzureichen. De facto also eine versteckte „Beitragserhöhung im Schadensfall“ – damit das Kind mal einen zutreffenden Namen hat. Das kann deftig werden! Bei mir z.B. 3.100 € Selbstbehalt pro Jahr zusätzlich zur Monatsprämie.



Beispiel: Meine Krankenversicherung kostet 340 € pro Monat zuzüglich einem Selbstbehalt von 3.100 €, also bis zu 7.180 € pro Jahr. Die GKV wäre nicht viel billiger!

Will man weitere Absicherungen wie z.B. Krankengeld, muß das gesondert versichert (und bezahlt) werden. Bei der GKV ist das „im Preis“. Also: „Lohnfortzahlung“ ab dem 42. Tag (der Vergleichbarkeit wegen) mit einem dem Nettoentgelt eines Tages entsprechender Summe kostet monatlich als Daumenregel ungefähr so viel wie eine Tagesleistung.

Beispiel: 120 € pro Tag Krankengeld ab dem 42. Tag kosten monatlich etwa 120 € Prämie.

Möchte das Milchmädchen nochmal rechnen? Schon ist die PKV mit „Luxusleistungsumfang“ TEURER als die gesetzliche Versicherung.

Dazu kommt: Als Privatpatient bekomme ich für jede Leistung eine Rechnung, die ich bezahlen muß. Meine Versicherung erstattet mir diese Beträge nur. Ich trete also immer in Vorleistung und muß hoffen, schnell und vollständig mein Geld von dem Versicherer zu erhalten. Da gibt es schnelle Regulierer und Schnecken … und schon sitze ich im Risiko! Ich bin nämlich der Vertragspartner des Arztes, nicht die Versicherung; anders ist das bei der GKV! Da ist der Versicherer aufgrund der „Zulassung als Kassenarzt“ der Vertragspartner des Arztes und bezahlt ihn auch direkt. Der Patient ist Begünstigter dieses Vertrages, weshalb die Patienten auch bei der Verhandlung der Honorare nicht entscheidend beteiligt werden.

Lehrsatz: Die Leistungen für Privatpatienten sind immer um ein vielfaches teurer als für GKV-Versicherte, nur wenige versicherten Zusatzleistungen gleichen das nicht aus.



Die Privatpatienten werden leider auch nicht beteiligt: Die Arzthonorare entsprechen denen der GKV, mit einem kleinen Haken: Sie werden mit einem Faktor X multipliziert. Der kann bis zu vierfach sein, in der Regel ist er 2,3.

Beispiel: Ein GKV-Patient im MRT kostet ca. 350 €. Ein Privatpatient bekommt eine Rechnung über runde 800 € (!!). Wen wundert’s, daß bei der Mörderkohle Termine für Private „vorrangig“ vergeben werden? Eine „Mehrleistung“ ist damit übrigens nicht verbunden – das MRT ist dasselbe, die Bilder sind die dieselben …

Hinzukommt: wer garantiert mir, daß mein Versicherer nicht Pleite geht? Niemand. Alle lehnen sich zurück und verweisen auf die Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen und das schon seit 1902 geltende Versicherungsaufsichtsgesetz. Was haben wir 2008 gelernt? Es nützt die schönste Regelung zur Aufsicht nichts, wenn sie nicht funktioniert.

Ach ja: Die „Familienversicherung“ gibt es bei Privaten natürlich nicht. Jeder Mensch ist ein Kunde, jeder Mensch hat seinen Vertrag und muß Prämien zahlen. Kinder, Greise, Arbeitslose, Elternteile daheim ohne Einkommen – völlig egal.

Beispiel: Familie mit zwei Kindern, Mutter verdient auf 450 €-Basis dazu, Vater Alleinverdiener, Kinder sind Schüler. Beitrag zur GKV: ca. 15 % vom Brutto bis zur Bemessungsgrenze maximal. Also derzeit ca. 650 € maximal. In der PKV: VIER Verträge, viermal Prämie. Vater mit Entgeltfortzahlung ab dem 42. Tag, Mutter ohne, Kinder mit eingeschränkterer Leistung im Krankenhaus und bei Zahnersatz. Vaters Prämie um die 400 € pro Monat, Muttern kostet etwa 280 € und jeder Sprößling weitere 80 €, zusammen schlappe 740 € zuzüglich Selbstbeteiligung im Schadensfall.



Lehrsatz: Privat lohnt sich am ehesten für Singles und „DINKS“ (Double income, no kids – beide Partner der kinderlosen Partnerschaft verdienen).

Daraus macht man dann: „Privatversicherung privilegiert die Reichen“ – und führt mit der Neiddebatte eine unsachliche Komponente in die Diskussion ein. Der Satz: „GKV privilegiert Familien zu Lasten der Versichertengemeinschaft.“ müßte noch geschrieben werden.

Das Unverständnis der systematischen Unterschiede beider Versicherungen ist eh unausrottbar. Die GKV ist eine Umlage der erwarteten Kosten auf die erwarteten Einkommen aller Versicherten (und spart nur ganz gering Kapital zur Deckung zukünftiger Risiken an). Die Privatversicherung ist genau das nicht. Sie ist die mathematische Umrechnung eines Kostenrisikos der Gegenwart und erwarteten Zukunft verteilt einkommensunabhängig auf die Summe der Versicherten (und spart Kapital zur Deckung zukünftiger Risiken an).

Der Pferdefuß der Privatversicherung

 

ist damit angesprochen, der sich gewaltig auswirkt.

Die „Kapitaldeckung“ der Privaten ist ein enormes Risiko, das der GKV völlig fremd ist!

Die Privaten rechnen (wie alle Kapitalanleger) mit einer gewissen Rendite aus ihren Ansparrücklagen. Bleiben die Zinsen aus, geht die Rechnung nicht auf. In „höheres Risiko“ dürfen sie nicht (mehr), also muß aus den Beiträgen mehr zurückgelegt werden, weil die Anlagen nichts abwerfen. Folge: Beitragserhöhungen.

Die Privaten bilden für die Prämienberechnung „Tarifgruppen“.

 

Die GKV tut das nicht, bei der sind alle Versicherten gleich und profitieren auch gleich.

Diese „Tarifgruppen“ wirken doch eigentlich gerecht, oder nicht?

 So kann man sich täuschen!

Das sagt einem keiner bei Vertragsabschluß, aber die Wirklichkeit ist (oft und immer öfter) gnadenlos: Jeder Tarif eines Anbieters ist eine eigene Gruppe. Der Tarif wird also berechnet aus dem voraussichtlichen Bedarf der darin Versicherten. Funktioniert gut, wenn die Versicherten eine relativ homogene und gleich bleibende Gruppe von Risiken sind. Also: Etwa gleich viele Gesunde wir Kranke, etwa gleich viele Junge und Alte. Gleich viele schlechte Prämienzahler und gute.

Aber: Die Versicherer wollen ihren Marktanteil ausweiten. Also werden immer neue „Produkte“ erfunden und vertrieben. Jedes neue „Produkt“ ist eine neue Tarifgruppe! Wer nur das Neue verkaufen will, kümmert sich um die Bestandsangebote nicht mehr. Manchmal wird dann auch der „Vertrieb dieser Tarifgruppe eingestellt“.

Das Todesurteil für die Versicherten!

Denn: ab dann ist die Gemeinschaft der Tarifgruppe nicht mehr homogen, sondern altert gemeinsam und wird gemeinsam teurer und teurer. Eine „Solidargemeinschaft aller Versicherten“ (wie in der GKV) gibt es nicht, nur die „Zwangsgemeinschaft der einzelnen Tarifgruppe“.



Was wäre die Abhilfe? Klar: Wechseln in eine andere Tarifgruppe bei demselben oder gar einem anderen Versicherer. Für junge Verträge ab 2005 geht das eigentlich relativ einfach, für ältere Verträge nicht ohne weiteres. Beim Wechsel des Versicherers kommt es oft zu Problemen, wenn Vorerkrankungen vorliegen. Kein Unternehmen ist gezwungen, einen Vertrag abzuschließen (außer für die Mindestversicherung im Leistungsniveau der GKV). Und schon hat sich das was mit Anbieterwechsel!

Lehrsatz: Privat ist nur für Gesunde, Kranken schadet sie oft mehr als sie nützt!



Damit aber noch nicht genug: Manche Versicherer sind irgendwann an der Fortsetzung ihres Geschäftes nicht mehr interessiert. Sie wollen die Krankenversicherung einstellen, jedenfalls so nicht weiter führen. Was passiert? Sie werden „übernommen“ als ganzes oder die einzelnen Verträge auf einen neuen Versicherer übertragen.



Eine Unverschämtheit für die Versicherten – die das schon oft klaglos hinnahmen!

Damit sind erhebliche Nachteile für den Versicherten verbunden:

Seine Tarifgruppe wird höchstwahrscheinlich vom neuen Übernehmer nicht mehr beworben – mit dem oben geschilderten Effekt. Einen Wechsel in die eigenen vorher geführten Tarifgruppen mag man auch nicht haben und läßt das schlicht nicht zu. Warum? Logisch, oder? Alle wollen dann in die „attraktiveren“ Tarifgruppen des Übernehmers fliehen und das verändert dort das Risiko, das bis dato Grundlage der Prämienberechnung war. Das würde die Bestandskunden des Übernehmers verärgern. Also: einen solchen Wechsel läßt man nicht zu.

Beispiel: Aus eigener Erfahrung zu berichten: Mannheimer Krankenversicherung ist der ursprüngliche Versicherer. Stiftung Finanztest bewertet ihn „in der Spitzenklasse“, die Tarife sind moderat und daher Versicherer der Wahl. Leider ist die ganze Mannheimer Gruppe (erst recht die damaligen Lebensversicherer) eine Zockerbude und bringt das Geld schneller durch als es verdient ist. Die Lebensversicherung ist pleite, die Krankenversicherung wird fusioniert. Die Continentale übernimmt den Versicherungsbestand. Tarifwechsel in die Continentale-Angebote wird nicht ermöglicht. Die früheren „Mannheimer Tarife“ werden nicht mehr beworben.

Es wird nur eine Frage weniger Jahre sein, bis einem die Prämien explodieren.

Lehrsatz: Privatversicherer sind keine Wohltäter, sie haben ihre Kapital- und Gewinninteressen im Auge und nicht die bestmögliche Verwaltung des Bestandes der Versicherten.

Auch die

Abwicklung im Schadensfall

beleuchte ich hier noch, um die Unterschiede herauszuarbeiten. 

Bei Kleinrechnungen und ambulanten Behandlungen legt der Versicherte der Privaten alle Rechnungen aus und erhofft Erstattung durch den Versicherer. Oder er trägt sie, weil sonst seine Beitragsrückerstattung ausfällt oder der Selbstbehalt noch nicht erreicht ist.

Bei großen Rechnungen geht der Versicherer in die erste Reihe und erlaubt dem Arzt/Krankenhaus, direkt abzurechnen. Dazu werden die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag insoweit an den Behandler abgetreten. Der rechnet direkt mit dem Versicherer ab und erhält von dort sein Geld. Ggf. verlangt der Versicherer dann die Selbstbeteiligung bei dem Versicherten.

Wenn’s nur so einfach wäre!

Die Wahrheit ist unangenehmer und enttäuscht. Der Behandler rechnet nur die Summe mit dem Versicherer ab, die er von einem GKV-Versicherer bekäme (also in der Regel den einfachen Satz oder z.B. im Krankenhaus die „Fallpauschale“). Alles weitere rechnet er wie üblich mit dem Versicherten ab – der spart also exakt gar keine Arbeit und hat auch keine Ruhe bei teuren Behandlungen, sondern muß wieder in Vorkasse treten und auf Erstattung hoffen.

Beispiel: Krankenhausaufnahme stationär mit Operation für drei Tage im Einzelzimmer mit Chefarztbehandlung. Voruntersuchungen, Nachuntersuchungen.

Krankenhaus rechnet mit Versicherung Fallpauschale ab. JEDE einzelne Leistung wird außerdem zusätzlich privat abgerechnet. JEDE. Visite? Kostet extra. Narkose? Kostet extra. Verbandsmaterial der Nachsorge? Kostet extra. In diesem Fall kommen im Laufe von zwei Monaten nach Entlassung sage und schreibe elf (!!!) getrennte „Privatabrechnungen“, die in der Summe höher sind als die Fallpauschale.

Der GKV-Patient im Zweibettzimmer hat pro Tag seine Selbstbeteiligung zu bezahlen und das war’s. Einfach, problemlos – und für das Krankenhaus wirtschaftlich ein knappes Geschäft. Die paar Mehrleistungen blasen den Erlös pro Patient auf mehr als das Doppelte auf. So viel (schlechten) Schokopudding kann ich als Privatpatient gar nicht extra essen, daß sich das rechnet!



Lehrsatz: Private Versicherungen sind nur solange gut wie man sie nicht braucht!

Und jetzt nochmal:



Ist die GKV wirklich so schlecht und die private Krankenversicherung der Himmel auf Erden? Objektiv muß man beides mit „NEIN“ beantworten.

Ich komme auf eine

Grundüberzeugung

zurück: Daseinsvorsorge verträgt generell keine Privatisierung. Weder Polizei noch Militär, Gesundheit und auch Energieversorgung und öffentlicher Verkehr dürfen zum Schutz der Betroffenen nicht mit wesensfremden Interessen an Gewinnmaximierung zusammengebracht werden.

Wasser verträgt sich auch nicht mit einer heißen Herdplatte.

Dreimal das gleiche – oder doch nicht?

Da muß man schon verrückt sein, um innerhalb von nur zwei Jahren dreimal das gleiche Auto zu bestellen, oder? Nun, so verrückt nun auch nicht, wenn einem das „Kurzzeitleasing“ der Daimler AG dieses Manöver erleichtert.

Was das ist? Ein Angebot, für zwölf bis 18 Monate ein Auto dort zu leasen. Ohne Sonderzahlung. Zu attraktiven Kosten. Weit weniger Leasingrate als der Wertverlust in dieser Zeit, also rechnerisch vernünftig.

 

Vorteile: Man hat immer ein neues Auto. Trickreich gemacht muß man ggf. nicht einmal zur Inspektion. Reparaturkosten fallen keine an, Ersatz für abgefahrene Reifen braucht man nicht. Zum TÜV muß man auch nicht. Die Kosten sind extrem überschaubar: Leasingrate, Tanken, Steuer, Versicherung. Fertig.

 



Nachteil: Das Angebot betrifft immer einen Neuwagen. Also wird immer der Anschaffungspreis höher als bei einem jüngeren Gebrauchtwagen sein, ergo auch die Raten höher.

 

Der Anteil der Leasingrate an den Kosten ist hoch: Bei meinem Modell etwa 66 %. Kurz gesagt: was er verbraucht, ist für die Gesamtkosten weniger wichtig als was er kostet!

Wer ist denn „er“?

 

Alle drei Autos sind Mercedes C 400 T. Der unauffällig-starke Kombi der C-Klasse. Um die Vor- und Nachteile der C-Klasse soll es hier nicht gehen, die kann man überall nachlesen oder als Video ansehen. Ich trage keine Eulen nach Athen.

 

Ein blauer,

 

 

 

ein blaugrüner

 

 

 

und ein schwarzer.

 

 

 

Also alle drei doch nicht das gleiche?

 

Auch technisch unterschiedlich:

Der blaue ist noch mit der alten 7-Gang-Automatik ausgestattet und hat das Serienfahrwerk.

Der blaugrüne hat das neue 9-Gang-Getriebe und Luftfederung.

Der schwarze hat zusätzlich Standheizung.

 

Alle haben den 3-Liter-Biturbo-V6-Benziner mit 333 PS und Allradantrieb. Alle haben innen die designo-Ausstattung in sattelbraun. Da sollte sich doch so viel nicht an

 

Unterschieden

 

ergeben, oder?

Doch!

 

Das Getriebe macht einen deutlichen Unterschied. Nicht wegen der Übersetzungen, die sind gar nicht so viel anders: Der 7. Gang ist kaum kürzer übersetzt als der 9. im neuen Getriebe. So oder so sind das Spargänge, bei 1000/min fährt man mehr als 60 km/h. Das neue Getriebe schaltet aber sanfter auch in kaltem Zustand und funktioniert viel besser mit dem Start-/Stop-System. Die feineren Abstufungen zwischen dem 1. und dem 9. Gang erlauben sehr fein angepaßte Drehzahlen, so daß der Durchschnittsverbrauch um etwa 0,5 L/100 km niedriger ist. Normal rollt man mit maximal 2000/min entspannt herum. Soll es schnell schneller werden, ist der 9-Gang-Automat fixer im Herunterschalten. Das Bessere ist des Guten Feind!

 

Die Airmatic genannte Luftfederung hielt ich für überflüssig beim ersten (dem blauen). Er hat Stahlfedern. Ich kann die Fahrwerke gut vergleichen, denn die Bereifung ist immer dieselbe: Seriengröße 225/50 R 17. Und dann ergibt sich: Airmatic ist besser. Nicht immer, aber in vielen Fällen.

Wann nicht? Beim Anfedern auf kurzen Unebenheiten. Kanaldeckel, schroffe Löcher im Asphalt, schlecht verlegtes Kopfsteinpflaster. Da sind sie alle unerwartet schroff. Luftdruck unter 2,5 bar absenken (ich empfinde 2,35 als guten Kompromiß, der noch keinen ernstlichen Mehrverbrauch auslöst) hilft ein bißchen.

Wann doch? Beim Verarbeiten von allen Fahrbahnunebenheiten ab Tempo 50 – egal, ob Wellen, Absätze (Autobahnbetonplatten!) oder Spurrillen. Dazu immer auf gleicher Höhe unabhängig vom Beladungszustand. Dämpfung variabel einstellbar (Sport ist schon deutlich härter, Sport+ ist unangenehm), eine Spielerei, die man bald läßt. Ein C-Kombi ist kein Rennwagen, Comfort ist gut. Dazu kann man ihn höher einstellen, was beim Überfahren extremer Hindernisse hilft und beim Befahren steiler Rampen in Parkhäusern die Angst vor dem Aufsetzen „mit dem Bauch“ nimmt.

Lohnt sich also. Vor erhöhtem Reparaturrisiko habe ich keine Angst, dank Kurzzeitleasing ist mir das Wurscht. Bevor was Teures kaputt geht, habe ich das Auto ja schon lange nicht mehr.

Standheizung – wie habe ich sie vermißt! Warmes Auto, warmer Motor (nur beim Sechszylinder, die kleineren Motoren werden nicht vorgewärmt – warum auch immer?). Erstaunliche Erkenntnis: Sie bringt keinen Mehrverbrauch, sondern senkt sogar den Durchschnitt. 

Hat mich auch gewundert, erscheint aber nachvollziehbar: Der Motor wird bei rechtzeitig vor Abfahrt anlaufender Heizung so weit vorgewärmt, daß er sofort ohne Kaltstartanreicherung läuft. Bei sechs Zylindern ist der „Kaltstartmehrverbrauch“ höher als der Verbrauch der Standheizung in der kurzen Vorheizzeit. Ich fahre winters mit Verbräuchen herum, die auf dem Niveau hochsommerlicher Werte liegen. Extremtest anhand einer Standardstrecke (ich fahre sie immer zur selben Zeit an immer demselben Wochentag bei immer gleichem Verkehr): Der 7-Gänger ohne Standheizung wollte bei 0° um die 11 L/100 km. Der 9-Gänger ohne Standheizung wollte um die 10,4 L/100 km. Der 9-Gänger mit Standheizung will 9,0 L/100 km. Effektiv ist der 9-Gänger mit Standheizung die sparsamste Variante.

Was fällt sonst auf?

 

Alle drei sind aus der Zeit „vor Modellpflege“ (oder vorMOPF für Benz-Buddies). Sollten also alle drei gleich sein, oder?

Nö.

Neuerdings muß man für die Uhr im Armaturenbrett Aufpreis zahlen. 59,50 €, um genau zu sein. Ohne sieht’s fad aus!

Die Mercedes-Plakette in der Grilleinfassung vor dem Haubenstern. Die ist jetzt immer schwarz, kann also auch „nicht so gut zum Lack passen“. Aufpassen!

 

Der letzte ist bei den Abrollgeräuschen leiser als seine Vorgänger. Sowohl Reifen- wie Fahrbahngeräusche sind besser gedämmt.

Die Verarbeitung ist nicht in allem besser als vorher. Beim schwarzen (dem jüngsten) ist das Lederlenkrad pickelig und faßt sich unangenehm an. Außerdem brummt er im Antrieb bei zwei Geschwindigkeiten – irgendwas an dem komplexen Allrad sitzt nicht in perfekter Flucht, vermute ich. Wäre es meiner, würde ich reklamieren, bis es weg ist. Vorteil der Leaserei: Eigentlich ist es mir den Aufwand nicht wert – ich leb’ damit, einmal habe ich’s angezeigt und das muß reichen.

Die Lederverarbeitung ist nicht immer gleich gut: Das Leder an sich ist sehr gut in der Qualität, aber die Aufpolsterung der Sitze gelingt nicht immer gleich. Das kann dann unangenehmen Versatz ergeben (Übergang Sitzfläche zu Oberschenkelauflage vorne).

 

 

Allen gemeinsam ist, daß die Wischer vorne nicht rubbelfrei laufen. Der linke zittert immer mit seinem untersten Blattende. Justieren der Wischerarme (da gibt es extra ein Werkzeug dafür!) hilft nicht, da scheint ein Problem des Anpreßdrucks, der Scheibenkrümmung und der Vorspannung der Wischer ungelöst zu sein. Irgendwie hadert Mercedes ja nicht selten mit den Wischern, die immer Experimentierfeld waren („Einarmwischer“, „Schmetterlingswischer“, „Doppelarm parallel“ und wie die Versuche alle hießen).

Ach ja – eine Gemeinsamkeit haben sie noch: horrender Wertverlust! Auf ein Jahr und unter 15.000 km gehen bei etwas anspruchsvollerer Ausstattung 40 % vom Listenpreis verloren. Attraktiv für Zweitkäufer, der Wahnsinn, wer ihn neu kauft statt zu leasen! Der starke Motor „ohne AMG“ ist nicht gesucht, Extraaustattung ist gebraucht nichts – jedenfalls nicht mehr viel – wert.

Sonst: Fährt sich sehr souverän und entspannt ohne sportliche Ambition am besten, ist aber sauteuer. Als junger Gebrauchter sinnvoller für längere Nutzung aber ohne Garantieverlängerung ein teures Reparaturrisiko wegen komplexer Technik.

Beispiele Geschäftsführerhaftung

Zum Jahresanfang setze ich meine kleine Reihe „Probleme der GmbH“ mit einem Horrorkabinett fort:

 

Die beiden vorherigen Beiträge befaßten sich mit der abstrakten Herleitung der Geschäftsführerhaftung und der Haftung der Gesellschafter für das Aufbringen (und Verbleiben) des in der Satzung festgelegten „Stammkapitals“ zur freien Verfügung der Gesellschaft.

 

Jetzt geht es ans Eingemachte, die Geschäftsführerhaftung in der recht simplen Fassung des § 64 GmbHG (und den zusätzliche geltenden Vorschriften) erfüllen wir mit Leben.

 

Was steht denn da in diesem ominösen § 64 GmbHG?

Die Geschäftsführer sind der Gesellschaft zum Ersatz von Zahlungen verpflichtet, die nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft oder nach Feststellung ihrer Überschuldung geleistet werden. Dies gilt nicht von Zahlungen, die auch nach diesem Zeitpunkt mit der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns vereinbar sind. (…)

 

Erste Feststellung:

 

Die Haftung nach dieser Norm gilt nur gegenüber der GmbH. Gläubiger können damit zunächst nichts anfangen, sie sind nicht anspruchsberechtigt. „Was soll mir denn da passieren? Gesellschafter sind doch meine Frau und ich – und wir machen das einfach nicht geltend.“

 



Problem: Ist die Gesellschaft insolvent, ist der Insolvenzverwalter der Vertreter der Gesellschaft. Er macht also die Haftungsansprüche geltend. Von der Massemehrung profitieren dann am Ende auch die Gläubiger, weil es eine höhere Quote gibt.

 

Zweite Feststellung:

 

Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung sind Anknüpfungspunkte.

Achtung: Das Gesetz spricht von „Eintritt der Zahlungsunfähigkeit“ und „Feststellung der Überschuldung“.

 

Andere Wort, andere Buchstaben – das muß was anderes sein!

 

Zahlungsunfähigkeit ist definiert als „der Zeitpunkt, in dem das vorhandene und kurzfristig liquidierbare Vermögen nicht mehr ausreicht, um fällige Verbindlichkeiten rechtzeitig zu bedienen“. Der BGH konkretisiert: Sie tritt ein, wenn mehr als 10 % der fälligen Verbindlichkeiten nicht mehr pünktlich bedient werden können. Schuldet die GmbH also z.B. aktuell fällig 15.000 €, muß sie mindestens 13.500 € sofort flüssig machen können, sonst ist sie zahlungsunfähig.

 

Um diesen Begriff und seine konkrete Bedeutung ranken sich unzählige Entscheidungen der Gerichte. Kann sie z.B. beseitigt werden und die GmbH wieder gesund sein und später erneut zahlungsunfähig sein oder wirkt dann die erste Zahlungsunfähigkeit noch fort? Die Verästelungen sind zu vielgestaltig, um sie hier vollständig wiederzugeben.

 

Nur einen Lehrsatz kann ich nach 25 Jahren Berufserfahrung aufstellen: Sie ist viel früher da, als der Geschäftsführer denkt. Sehr viel früher. Wenn der Geschäftsführer meint, es „drohe“ Zahlungsunfähigkeit, ist sie in der Regel schon mindestens sechs Monate vorher eingetreten. Pech für den Geschäftsführer, sein Hals steckt in der Schlinge und er wippt mit der Leiter, auf der er steht!

 

Überschuldung dagegen muß „festgestellt“ werden.

 

Sofort fragt man sich: Und wer macht das, dieses „Feststellen“? Einfache Antwort: Der Geschäftsführer natürlich. Pflichtgemäß und regelmäßig. Je kritischer es steht, desto öfter. Im Zweifel wöchentlich!

Und komme mir keiner mit der Ausrede „das sollte der Steuerberater doch machen, aber der kommt ja zu nichts“. Zum einen ist die Sache nicht „delegierbar“, sondern ureigenste Hauptaufgabe des Geschäftsführers. Zum anderen sind nach meiner Erfahrung 99 % der Steuerberater überfordert, was den Überschuldung überhaupt ist. Also: An einen Ahnungslosen zu delegieren, entlastet nicht!

 

Endgültig vielvielviel zu spät ist es, wenn in der Handelsbilanz auf der linken Seite unten „nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ erscheint. Ich behaupte: Dann ist es meistens Jahre zu spät.

 

Die Bilanz ist für die Feststellung bedeutungslos (und das sorgt dafür, daß kein Steuerberater noch versteht, um was es geht – die können in der Regel nur das). Stattdessen muß ein Vermögensstatus erstellt werden. Alle Aktiva der GmbH und alle Passiva zu echten Werten in einer Gegenüberstellung. Bilanzwerte sind vollkommen schnuppe, es geht ausschließlich darum, wieviel jedes Teil bringt oder nicht – Unverkäufliches ist nichts wert, auch wenn es mit Millionen in der Bilanz steht.

 

Zeitwert statt Buchwert!

 

Beispiel:

Maler Klecksel GmbH führt ein Auto mit einem Buchwert von 15.000 € und einem Zeitwert (Händler-Einkaufswert) von 5.000 € in den Büchern, Werkzeug für 2.000 €, das vielleicht noch 200 € beim Verkauf bringt, Vorräte an Farben usw. von 500 €, die alle wegzuwerfender Anbruch sind (also 0 €) und Forderungen gegen Kunden von 25.000 €. Davon sind 5.000 € wegen Mängeln streitig, 8.000 € gegen einen insolventen Bauträger wertlos und nur etwa 6.000 € noch innerhalb des Zahlungsziels.

 

Aktivseite Bilanz: 42.000 €.

 

Vermögensstatus Aktivseite: 5.200 € für Auto und Werkzeug. 6.000 € Forderungen sind noch gut, 13.000 € sind wertlos, der Rest von 6.000 € wird auf die Hälfte abgewertet, weil irgendwas nicht koscher ist (warum haben die Kunden sonst noch nicht bezahlt?): 9.000 € Forderungen plus der Rest: 14.200 € und keinen Cent mehr.



 

Auf der Passivseite wird das nicht besser: Alle Verbindlichkeiten kommen hier rein, alte und neue sowie mit Sicherheit schon zu erwartende, die nur noch nicht fällig sind.

 

Also: Lieferanten haben noch 2.500 € zu bekommen, die Löhne für den laufenden Monat sind schon halb verbraucht mit (incl. Sozialabgaben) 3.000 €, die Umsatzsteuer aus den 6.000 € Forderungen mit 1.140 € ist am 10. des Folgemonats fällig, die Bank will für die Autofinanzierung noch 10.000 € sehen.

 

Und schwups: 16.640 € sind offen. 

Überschuldung ist eingetreten!

 

Im übrigen: hier würde ich wetten, daß mit dem finanzierten Autokauf die GmbH überschuldet war. Eine substanzlose Gesellschaft erwirbt ein viel zu teures Wirtschaftsgut auf Kredit – so etwas geht nie gut.

 

Hier können wir die Diskussion um den Wertmaßstab („Fortführungswerte“ oder „Zerschlagungswerte“ – je nachdem, ob die GmbH wahrscheinlich überleben wird oder nicht und wie man auf diese Prognose kommt) weglassen. Malerbetriebe haben keine Differenz – sie sind bis auf wenige Ausnahmen alle auf diese Art unterwegs.

 

„Feststellen“ hätte das der Geschäftsführer müssen, indem er einen solchen Vermögensstatus laufend führt und regelmäßig fortschreibt. Tut keiner, weiß keiner – und am Ende ist der Geschäftsführer genau so pleite wie seine GmbH.

 

Oberschlaue wenden jetzt ein: tja, keine Feststellung getroffen, keine Überschuldung – steht doch so im Gesetz! So falsch kann man liegen: Der Geschäftsführer muß pflichtgemäß einen solchen Vermögensstatus stets führen. Tut er das nicht, haftet er für das Unterlassen. Dann stellt im Zweifel ein Sachverständiger nach Auswerten der Geschäftsunterlagen fest, wann spätestens Überschuldung pflichtgemäß hätte festgestellt werden müssen – und dieses Datum gilt dann.

In einen solchen Status das gekaufte Auto eingetragen hätte sich die Katastrophe gleich offenbart und entweder wäre man weiter ohne ausgekommen oder hätte ein billigeres gekauft – „hätte, hätte – Fahrradkette“!

 

Denn: Wie wirkt sich die Haftung gegenüber der Gesellschaft denn nun aus? Anders gesagt:

 

Was will ein insolvenzverwalter denn dann vom Geschäftsführer haben?

 

Die Zahlungen der GmbH werden seit Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder der erstmalig festzustellenden Überschuldung geprüft. Zu erstatten sind z.B.:

Zahlungen der Arbeitgeberbeiträge der Sozialversicherung (!!)


Kundenzahlungen auf ein im Soll geführtes Konto


Lohnzahlungen an Mitarbeiter (!!!)


Zahlungen an z.B. Steuerberater


Zahlungen an Subunternehmer


einseitig besserstellende Zahlungen an Gläubiger (z.B. Stadtwerke, um das Abstellen des Stroms zu verhindern).



 

Maßstab: nur die Zahlungen sind ungefährlich, bei denen dem Vermögen der GmbH etwas Verwertbares etwa gleichen Wertes als Ausgleich zufließt und bei Insolvenzeröffnung noch vorhanden ist. Das ist so gut wie nie der Fall!

 

Daneben haftet der Geschäftsführer bei einer zahlungsunfähigen/überschuldeten GmbH aus anderen Gründen z.B. für Lohnsteuern, nicht abgeführte Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer, aus dem Gedanken des Eingehungsbetruges und der Insolvenzverschleppung sowohl auf den Schaden durch seine fehlerhafte Geschäftsführung (dieses Mal den geschädigten Gläubigern gegenüber unmittelbar!) wie strafrechtlich. Dazu eine einfache Daumenregel z.b. des Landgerichts Mannheim:

 



„Für jede Million Schaden wird ein Jahr gesessen.“



 

Noch einmal und sehr eindringlich also die Frage:

 

Wozu eine GmbH gründen, wenn damit nichts, aber auch gar nichts einfacher oder besser wird?

 

Ach ja: Die Gesellschafter können natürlich auch wegen der mangelhaften Geschäftsführung und des dadurch verursachten Verlustes der Geschäftsanteile Ansprüche geltend machen. Als ob das vorher nicht schon reichete ….

 

Die Raubkatzen sind los!

 

 

Nach all’ der „Geschäftsführerhaftung“ (so was schüttelt man auch nicht mal eben aus dem Ärmel) war dank Facebook der Freitag Vormittag vergnüglich. Eine „könnte Dich interessieren“-Annonce von Jaguar. „Art of Performance am Hockenheimring am 17.11.2017“.

 

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Mal draufklicken, was das ist. Interessant – und weitgehend ausgebucht. Nur von 9 – 10.30 Uhr ist noch was frei. Ich hab’ frei – das fügt sich ja bestens! Anmeldung ausgefüllt und abends die Bestätigung im Maileingang. Sehr gut organisiert, schon alleine das ist ein Lob wert.

Also beizeit’ aufgestanden, schick gemacht, gefrühstückt und los. Speyer-Hockenheim kann nur an den Rheinbrücken verstaut sein – war’s nicht. „Läuft!“

Flink den „Check In“ absolviert und Teilnehmerausweis erhalten. Weiße Bändchen kommen zuerst auf den Parcours mit Hütchenspiel und fahren danach in geführter Gruppe. 

Nicht lange fackeln – Aufstellung!

Jaguar hat nicht lange gefackelt – eine Armada von XE, XF, XF Shooting Brake, XJ und F-Pace steht bereit. Kein F-Type, leider. Dafür aber durchaus dicke Motoren, auch „S“ mit 380 PS sind aufgereiht. Zumeist aber Diesel. 

Zu zweit geht’s pro Auto auf die Runden.

 

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Instruktoren entlang der Route, Sprechfunkcoatching für Orientierungslose oder zu sehr Querbeschleunigte. Anregung an Jaguar: Die Hütchenreihen könnten etwas deutlicher sein – mein Beifahrer verliert in der ersten freien Runde die Orientierung und folgt einer „Hilfsgasse für Instruktoren“. Die sind schön erschrocken!

Parcours ist nett – anfangs Pylonenwedeln, dann scharfes 270°-Abbiegen, Einfädeln in Haarnadel, von dort voll Stoff auf eine Ausweichgasse zu, wieder scharf weg und schon in der Kurve frühes Vollgas, damit für die am Ende folgende Vollbremszone genug Tempo drauf ist. Easy.

Oder auch nicht. Schon eine Vollbremsung überfordert etwa die Hälfte der Teilnehmer. Wir kommen so mit knapp Tacho 90 angebraust, hauen beim Markierungshütchen mit aller Kraft schnellstens das Bremspedal durch und schaffen um die und knapp unter 20 m. Manche segeln leicht verzögernd an der 40er Marke vorbei; die Angst am Stauende, ob’s der Hintermann wohl schafft, ist begründet!

Zuerst sitzen wir in einem XE 2.0 Diesel Automatik. Fährt sich wirklich gut, wenn auch der Diesel „unten“ nicht recht hinfaßt und man ihn wirklich auswringen muß, wenn man mit einem bißchen Ehrgeiz unterwegs ist. Immerhin: Bordrechner verkündet nur 16 L/100 km. Unserer stinkt nach heißer Bremse am Ende der vier Umläufe. Aber: Das kann er richtigrichtigrichtig gut. Fahrspaß kommt auf.

Umsteigen in den „SUV“ F-Pace. Was ein Koffer im Vergleich! Immerhin: Unserer hat den „dickeren“ Diesel, der Vierzylinder heißt dann 25d. Aus dem Stand ist er schneller als der XE, aber dann wird gelenkt. Der Bär kann tanzen! Aber bärig … Ohne blöd: Das Einlenken ist sehr spontan aus der Nulllage, aber dann kommt quasi der Schwerpunkt gewichtig ins Spiel. Das Heck wird deutlich herumgedrückt und die Hinterachse muß Schwerstarbeit leisten. Das merkt man, aber nicht unangenehm. In ganz engen Kurven rutscht der Bär einfach über alle Viere, da muß man mit mehr Lenkeinschlag kompensieren und einfach gnadenlos mit Gas und Allrad die Fuhre auf Richtung bringen. Wir beiden kriegen das richtig gut hin und sind erstaunt, daß der Bremsweg sich nicht vom XE unterscheidet.

Aber: was im XE spielerisch geht, ist im F-Pace bräsiger, weniger direkt und leichtfüßig, sondern angestrengt-kontrolliert. Fahrspaß schwindet; man sagt, „für seine Klasse“ sei das sehr gut. Mag sein. Objektiv ist es das nur bedingt!

 

Auf die Straße!

 

Geführte Tour ist gut ausgesucht – auf dem Rheindamm von Hockenheim nach Ketsch. Ideale Teststrecke, da wellig, ausgebessert, schaukelig und querberillt. Ist meine persönliche Fahrwerksteststrecke.

Ich hatte mich für einen XE eingetragen und darf aus der dafür hergebrachten zweiten Flotte auswählen. „S“ steht drauf. Steht für Hinterradantrieb und 380 PS aus 3 Liter-Sechszylinder mit Achtgangautomatik. Steht auf 19“ Winterrädern. Fährt super. Klingt wohl auch dynamisch, sogar innen ist beim Hochdrehen „Sound“. Auf die Dauer wär’s mir zu „sportlich“, das nervt nach ein paar Stunden am Stück nur. Aber: „Geschmack ist jedem seine Sache“, soll schon der Alte Fritz gesagt haben.

Auf der Teststrecke überzeugt er mit untadeligem Fahrverhalten sowohl beim Einlenken wie überraschenderweise bei Anfedern und Wegdämpfen. Das ist Spitzenklasse. Besser als bei meinem Alltagsbenz mit Luftfederung auf komfortablen 17“-Reifen in Westentaschenformat. Sehr beeindruckend, ganz ehrlich.

Auch die Automatik (von ZF) überzeugt. Bei normaler Fahrt in „D“ unmerkliches Durchschalten, Herunter kann selten mal etwas rucken, wenn’s eilig sein soll. In „S“ wird’s hektisch, eilfertig purzeln die Getriebezahnräder in allzu schneller Folge auf der Suche nach Leistung und Drehzahl. Das ist überflüssig, der Motor zieht wie ein Ochse und braucht diese Mätzchen nicht. Dann wird das Schalten auch uncool, der Automat sucht ständig den vermeintlich optimalen Gang und würfelt regelrecht, bis ihm was gefällt. In einer Anfahrt – Durchfahrt – Ausfahrt im Kreisel bei zügigerem Tempo zähle ich sieben (!!!) Schaltvorgänge. Das ist Stuß.

Heizen tut er gut, lenken tut er sehr gut, Verarbeitung und Materialien sind sehr guter Klassenstandard für „Premium“, Bremsen, Federn und Dämpfen tut er ausgezeichnet. Also insofern ein knallharter Konkurrent zu Mercedes C 43 AMG. 

Aber nicht immer!

Jaguar hat es leider versäumt, neben einer recht attraktiv-sportlich-schnittigen Form sowohl in Silhouette wie Front- und Seitenansicht auf die praktischen Dinge des Autofahrens ausreichend deutlich zu achten. Und das rächt sich, vor allem, wenn man 190 cm lang ist.

Der Reihe nach:

 

Der Einstieg ist im Vergleich zur Mercedes C-Klasse katastrophal. Vorne ist der „lichte Kopfraum“ im Türloch allenfalls 25 cm, danach kostet die lange und flache A-Säule Platz. Im Benz sind da mehr als 40 cm Platz. Man muß sich regelrecht hineinzirkeln. Der Fußraum vorne ist im Vergleich zum Benz schmerzhaft kleiner, ich denke, daß das schon recht kriegsentscheidende 3-4 cm auf jeder Seite sind. Mehr wie ein 3er BMW, sozusagen.

Mittelkonsole ist eine Fehlkonstruktion. Schlichtweg. Das Fahrerknie stößt an eine harte Kante, das ist lästig. Die Armauflage taugt dann und nur dann, wenn man die Hände oben am Lenkrad hat („zehn vor zwei“). Schon bei Handhaltung weiter unten ist sie unverrückbar deutlich im Weg. Für den Beifahrer ist sie das immer, denn der hält ja kein Lenkrad. Sehr lästig und ein echtes Kaufhindernis!

Hinten ist das Einstiegsloch noch enttäuschender. Die Türe verdeckt sicher 20 cm blechernes Radhaus, wirkt also außen viel größer als der Einstieg in Wirklichkeit ist. Allen Ernstes: In einen neuen Seat Ibiza/VW Polo steige ich komfortabler ein als in den Jaguar XE. Peinlich so was!

Auch der Limousinenkofferraum überzeugt nicht. Durch die flach und langgezogene Heckscheibe ist die freie Ladeöffnung winzig. Es mag sein, das theoretisch sechs Wasserkästen reinpassen. Praktisch wird das keiner tun, ohne seinen Chiropraktiker dazuzuholen: Der Kofferraum ist tief, am Ende hat er auch noch einen Buckel. Wie soll ich denn da einen vollen Wasserkasten von 20 kg hinbekommen und erst recht wieder raus?? Weltfremd so was.

Der gesamte Raumeindruck ist wenig überzeugend, die Übersicht im Vergleich zur C-Klasse mangelhaft. Die Armaturenlandschaft quillt regelrecht auf einen zu, die Gürtellinie ist elend hoch und man hat das Gefühl, im Auto eingemauert zu sein. Im Vergleich sitze ich „im“ Jaguar und „auf“ dem Mercedes. Wer sich übrigens über dessen antiquierte Menüführung ärgert, möge sich den Touchscreen-„konfigurierbare Digitalanzeigen“-Unsinn des Jaguar antun. „Warum habt Ihr das gebaut?“ – „Weil wir’s können!“ – aber nicht, weil’s so besser als normal ist.

 

Meine Quintessenz ist deshalb zwiegespalten:

 

Ein netter Marketingevent, gut organisiert und mit den vielen Autos in verschiedenen Versionen großzügig ausgestattet. Paßt.

 

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Der Jaguar XE fährt sich meiner Meinung nach als „bester seiner Klasse“ was für Autotester wichtige Kriterien der Fahrdynamik, des Komforts und der Fahrsicherheit angeht. Paßt.

Sie sehen markentypisch schick aus und unterscheiden sich optisch genug vom Mainstream, um identifizierbar „Marke“ zu transportieren. Paßt.

Dem hat sich aber die Alltagsfunktionalität in teilweise sehr störendem Maße zu deutlich unterzuordnen. Wenn de facto eine viertürige Limousine einen Raum- und Nutzwert hat, der geringer als der eines VW Polo ist, dann ist was schief gelaufen. Daran krankt ja auch die Alfa Romeo Giulia – die ich derzeit als einzigen wesensgleichen Konkurrenten ausmache. Paßt nicht.

Schade drum – ein Kombi mit der schmissigen Linie des neuen XF Shooting Brake würde manches Manko kompensieren können.

 

Ist ja noch ein Pfeil ich Köcher, der alles richtig machen könnte: Style, grace and pace im neuen kommenden rein elektrischen i-Pace.

Geschäftsführerhaftung – wie und wofür?



Im vorherigen Beitrag habe ich die Überlegungen zur gesetzlichen Ermöglichung von Kapitalgesellschaften geschildert (Aufgabe der Vollhaftung des Betriebsinhabers zugunsten der Haftungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermögen, interne Kontrolle durch gegenläufige Interessen zwischen Gesellschaftern und Geschäftsführern als Absicherung).

 

Neben diesem Ausgleich in der Struktur der Kapitalgesellschaft (Kontrolle der handelnden Geschäftsführung durch die Eigeninteressen an Gewinn und Mehrwert verfolgenden Gesellschafter) haben Rechtsprechung und Gesetzgeber ein weiteres „Korrektiv“ eingezogen:

 

Die Handelnden haften auch im Außenverhältnis.

 

Vergleichsweise gnadenlos. Und: betraglich unbeschränkt!

 

Da ist er also wieder, der „vollhaftende ordentliche Kaufmann“, den man doch gerade mit der Einführung der Kapitalgesellschaft beerdigen wollte.



 

Aus Sicht des Gesetzgebers ist das raffiniert: Man kann schlichtweg eine Vielzahl an Firmen nicht permanent überwachen und bei den kleinsten Verfehlungen korrigierend eingreifen. Also muß ein Mechanismus angelegt werden, der diese „ordnende Funktion der Überwachung“ übernimmt.

 

Angst ist ein guter Antrieb dafür! Die Angst der Verantwortlichen, für Fehler mit dem gesamten Privatvermögen zu haften, wird sie von wagemutigen und unvernünftigen Entscheidungen doch abhalten, oder?

 

Funktioniert – aber versagt immer dann, wenn die riskierten Summen die Vorstellungskraft sprengen. Bankvorstände, die für zig Milliarden € haften … sind völlig schmerzbefreit, weil sich diese Summen keiner vorstellen kann und vor allem keiner in seiner Lebenszeit verdienen. Ist die Gefahr also im Vergleich zum sofort merkbaren Gewinn schier unfaßbar und unwirklich, versagt dieses System. Konsequenz im Beispielsfall: Verschärfung der Bankenaufsicht (ob ausreichend oder nicht ist dann eine politische Frage). Hinterher. Damit’s möglichst nicht nochmal (so schlimm) vorkommt.

 

Funktioniert aber bestens bei beherrschbaren Risiken, wie sie eine kleinere Unternehmung hat. Nur: Das sind (wenn es schiefgeht) unterkapitalisierte, schlecht geführte Betriebe mit einem sowieso überall verhafteten „Gesellschafter-Geschäftsführer“. Und einem nackten Mann ist schlecht in die Tasche greifen!

 

Nun aber zur Sache: Was ist das Prinzip der Geschäftsführerhaftung?

 

Keine Sorge, die Antwort ist einfach, wenn man’s ganz abstrakt sieht: Rechtsscheinshaftung. Nicht mehr und nicht weniger.

Für Juristen ist das das Einstehenmüssen für das Vorhandensein einer durch Rechtshandlungen des Haftenden hervorgerufenen Überzeugung der beteiligten Verkehrskreise. Typischer Juristensatz – man versteht nur Bahnhof. Also der Reihe nach

Rechtshandlung des Haftenden

Betrifft nicht nur Geschäftsführer/Vorstände, sondern auch Gesellschafter; für die steht’s im Gesetz und heißt auf Deutsch: Wer eine haftungsbeschränkte Gesellschaft gründet, muß dafür sorgen, daß das die beschränkte Haftung erlaubende „Stammkapital“ jederzeit vorhanden ist. Fehlt es, muß er auffüllen oder zumachen.

Das Geschäft dieser Gesellschaft führt der Geschäftsführer (welch Wortspiel!). Er muß sich also permanent vergewissern, daß genau dieses Kapital vorhanden ist. Dazu führt er einen Vermögensstatus, der echte Werte und nicht bilanzgeschönte Steuertrickszahlen zugrundelegt (dazu schreibe ich noch etwas). Er muß die Gesellschafter aufmerksam machen, wenn’s knapp zu werden droht. Wenn’s knapp ist: er muß im Zweifel auch gegen den Willen der Gesellschafter Schaden verhindern und das „Zumachen“ gewaltsam herbeiführen. Das nennt sich dann im dümmsten Fall Insolvenzantrag

Überzeugung beteiligter Verkehrskreise

Im Geschäftsleben gibt es im Wesentlichen drei Gruppen von Beteiligten: Kunden, Lieferanten und andere. Die Kunden und Lieferanten sind nicht gezwungen, mit der Gesellschaft ins Geschäft zu kommen, die „anderen“ eher schon: Behörden, Finanzverwaltung, Träger der Sozialversicherung. Hört sich jetzt nicht nett an, aber Arbeitnehmer sind letzten Endes Lieferanten, die ihre Arbeit an die Gesellschaft liefern und dafür bezahlt werden.

Da muß nach dem jeweiligen „Verkehrskreis“ geschaut werden, denn seine Ansichten von der Gesellschaft sind sehr unterschiedlich und der Rechtsschein wirkt auch unterschiedlich.

Einem Kunden der Bäcker-GmbH ist es vollkommen egal, ob die Stammeinlage vorhanden ist, solange er „Ware gegen Geld“ seine Brötchen bekommt. Ihm wird auch durch Verstoß gegen den Rechtsschein kein Schaden entstehen. Anders wird’s aber schon, wenn man als Kunde Vorauskasse leistet oder langlaufende oder besonders teure Verpflichtungen begründet werden.

Beispiel 1: Kunde kauft ein Flugticket Monate vor Reiseantritt und bezahlt vorab. Airline erlebt den Reiseantritt nicht.

Beispiel 2: Kunde bestellt ein Haus bei einem Bauträger. Vor Fertigstellung ist der pleite, der Kunde hat immensen Mehraufwand und Zeitverzug zu verkraften.

Lieferanten, die eine nicht auf Barzahlungsbasis begründete Geschäftsbeziehung haben, sind ebenso daran interessiert, daß ihr Vertragspartner (die Gesellschaft) jederzeit mindestens so viel Vermögen hat, wie sie mit der Stammeinlage behauptet.

Beispiel: Arbeitnehmer arbeiten in ein „Zeitkonto“ und sparen bis zu 200 Arbeitsstunden dort an, die zunächst unbezahlt bleiben. Arbeitgeber fällt in Insolvenz.

Hier ist das Beispiel der Arbeitnehmer sehr angebracht – ich kann hieran aufzeigen, daß „gewerbliche Lieferanten“ in der Regel aus Eigenschutz Reißleinen einbauen, um schlechte Vertragspartner auszusortieren oder sich gegen Verluste anderweitig absichern.

Stichworte dazu: Eigentumsvorbehalt (Zurückholen nicht bezahlter Ware), Sperre nicht zahlender Abnehmer von weiterer Belieferung, Bürgschaften usw.

Die knallhärtesten Lieferanten, die sich gegen Ausfälle bei Gesellschaften absichern, sind die Geldlieferanten – im Volksmund „Banken“ genannt. Gnadenlos gibt’s Kredit nur gegen Sicherheit. Entweder aus dem Vermögen der Gesellschaft (Sicherungsübereignungen, Abtretungen von Forderungsaußenständen, Pfandrecht an Kontoguthaben, Grundschulden auf Immobilien) oder (was wahrscheinlich ist, weil die Gesellschaft selber zu wenig Vermögen hat) sogar aus dem Vermögen der Gesellschafter (Bürgschaften bis zu denen der Eltern und Kinder, Grundschulden, Verpfändungen von Lebensversicherungen).

Die Arbeitnehmer werden anderweitig aufgefangen: Insolvenzgeld zur Sicherung von Löhnen vor Insolvenzeröffnung, Pensionssicherungsverein zur Erhaltung von Betriebsrentenzusagen. Leider nicht mehr, so daß sie nicht selten auf Forderungen sitzen bleiben.

Am wenigsten können sich die „anderen“ wehren. Sie müssen darauf vertrauen, daß alles mit rechten Dingen zugeht und haben keine Möglichkeit der Absicherung, bevor „das Kind in den Brunnen gefallen ist“. Dafür haben sie aber einen Ausgleich: Der Gesetzgeber sieht vor, daß der Geschäftsführer für Schäden haftet und erleichtert ihnen die Inanspruchnahme.

Für nicht gezahlte Lohnsteuern haftet der Geschäftsführer/Vorstand voll, ebenso für nicht gezahlte Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung. Bei der Umsatzsteuer haftet er zwar nicht auf die ganze Summe, aber nach einer bestimmten Berechnungsmethode („Quotenschaden“ als Stichwort) dennoch mit seinem gesamten Vermögen. Schließlich bleibt natürlich die strafrechtliche Verfolgung offen (Bankrott, Betrug, Unterschlagung, Nichtabführen von Sozialversicherungsbeiträgen, Steuerverkürzung oder -hinterziehung heißen die Regeltatbestände dafür) und sein berufliches Fortkommen kann durch Gewerbeuntersagung erschwert werden.

Also: Der Geschäftsführer haftet für den Schaden, der dem jeweiligen Verkehrskreis im Vertrauen auf die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft entstand.

Entlasten kann er sich nur damit, daß unvorhersehbare Ereignisse und nicht abzuschätzende schlechte Entwicklungen sich erst später zeigten und ihn deshalb keine Verantwortung treffe. Hört sich billig und einfach an, oder? Der Bundesgerichtshof hat da einen Riegel vorgeschoben, wie ihn nur Juristen finden können:

An den Entlastungsbeweis sind hohe Anforderungen zu stellen. Maßstab ist die Sorgfalt und Vorsicht, die ein ordentlicher und gewissenhafter Kaufmann in einem solchen Fall an den Tag gelegt hätte. Tada! Vergleichsmaßstab ist also eine nicht existierende Fiktion vom „Idealkaufmann“ – die Schlinge um den Hals des Geschäftsführers zieht sich zu …

Und jetzt nochmal:

Warum nur habe ich „eine GmbH gemacht“?

Tja – als „Gesellschafter-Geschäftsführer“ ist man auf ganzer Linie der Trottel! Für den Bankkredit ist das Familienvermögen verhaftet, Kunden und Lieferanten drängen auf Schadenersatz und am Ende kommen noch Haftungsbescheide von Finanzamt und AOK, bevor der Staatsanwalt sich meldet. 

Da hätte man auch gleich auf das „Privileg“ der Haftungsbeschränkung verzichten und als Einzelkaufmann loslegen können, oder? Oder man sammelt so viel Geld von Gesellschaftern ein, daß die Gesellschaft aus sich lebensfähig ist und die vom Gesetzgeber eingezogenen Selbstüberwachungen auch funktionieren. Dazu rät einem nur kein Steuerberater (der sich nicht selten als buchführender Steuersparmodellverkäufer betätigt statt seine Aufgaben zu erfüllen) – und die, die man dazu befragen sollte, werden zur Kostenersparnis gerade nicht hinzugezogen.

Auch (an falscher Stelle) Sparen muß man sich leisten können!

Das erste Jahr – eine Bilanz zu „La Berline“

Das erste Jahr mit „La Berline“ ist verstrichen.

 

Zeit für eine etwas andere Bilanz – kaufmännisch eher, nicht schwärmerisch und benzingetränkt.

 

Obwohl – das stimmt natürlich nicht! Wer Geld für Betrieb und Erhalt eines alten Autos aufwendet, das man eigentlich nicht braucht und nur hat, weil’s einem Spaß macht: der ist per se benzingetränkt. Sei’s drum!

 

Hier also die Erfahrungen aus dieser Zeit:

 

So sieht’s aus, wenn man seine Daten bei Spritmonitor pflegt

 



1. Die Gesamtkosten

 

Spritmonitor ist gnadenlos und rechnet mir auch noch Abschreibung in die Kosten. Das ist grundsätzlich nicht so verkehrt auch bei alten Autos. Wenig gefahrene Liebhaberstücke mögen da die Ausnahme sein, aber nennenswerten „Gewinn“ mit alten Alltagsautos zu erzielen, ist nur wenigen vergönnt. Klar: rechtzeitig eine Scheune voll billigster Enten und R4s – und heute ist das Geld vervielfacht. Für die früheren „500 Mark“-Leichen muß man heute schon 1500 € hinlegen.

 

Aber „La Berline“ ist kein Spekulationsobjekt, sondern ein Fahrzeug. Wird also gefahren. Und zwar viel. 9.000 km pro Jahr erlaubt die Haftpflichtversicherung. Gekauft habe ich sie im September 2016, bis September 2017 kamen fast exakt so viele zusammen. Im Winter wird sie nicht bewegt werden, Salz ist tödlich. Da spare ich also für die Sommersaison Kilometerguthaben an.

 

Weit rumgekommen sind wir – in die Dordogne, in die Ardennen und natürlich hier ins Elsaß und in der Gegend gefahren. Teils auch mal alltags, jedenfalls regelmäßig. 

Dann kommen Ausgaben von fast exakt 4.000 € ohne Abschreibung zusammen. Pro Kilometer sind das 44 Cent. Inklusive Reparaturen, Verbesserungen, Sprit und Fixkosten. Und da waren Reparaturen dabei, die so nur einmal alle 100.000 km vorkommen, weil sie halt altersbedingt ein paar Sachen gerne neu gehabt hätte. Kommt aber zukünftig nicht mehr so schnell vor, wird also billiger!

 

2. Der Verbrauch

 

Umweltschädlich, spritsaufend – alte Autos sind ein Moloch. Sagen die, die sich wenig Gedanken machen. Im Ernst des Lebens sind 9,72 L/100 km für die damalige Zeit sparsam und auch heute nicht aus der Welt. Der eine bevorzugt seinen tonnenschweren SUV-Bomber, der mit mehr als 200 über die Autobahn gedroschen wird (was sicher nicht mit 10 L/100 km abgeht), der andere fährt ruhig aber zügig mit einem Oldtimer. Unter’m Strich ist es gleich!

 

Umweltschonend ist auch der Betrieb eines neuen Autos nicht. Da muß man erst einmal 2.000 kg Material gewinnen, verformen, zusammenbauen und anstreichen, damit’s ein Auto wird. „La Berline“ ist Baujahr 1976, also mehr als 40 Jahre alt. „Ich bin drei Autos“ sozusagen, denn sie ist dreimal so alt wie der Durchschnitt, bevor er zu Schrott wird. Ersparte also das Bauen zweier Nachfolger. Jeder davon verursacht mehr als 1/3 seiner Schadstoffe bei der Produktion. Und jetzt denken wir alle nochmal nach, so ein kleines bißchen wenigstens!

 

Motoröl wollte sie anfangs auch laufend nachgefüllt haben. Lag am falschen Öl, 10W40 moderner Formulierung taugt nichts in ihrem Motor. Der will 20W50, und am liebsten das vom französischen Hersteller Motul. Aus fast 1 L/1000 km wurde inzwischen „fast nicht mehr meßbar“. Zusatz von LM Ceratec hat der Laufruhe aufgeholfen und das Ansprechverhalten verbessert. Also: alles gut.

 

3. Wartung/Reparaturen

 

Ein Drama!

Nein, nicht wegen „französischem Auto“ und „komplizierter Einspritzung“. Sondern wegen beschixxener Ersatzteilqualität und schwieriger Teilesuche.

Stoßdämpfer mußten nach 40+ Jahren neu. Als Beispiel. Hersteller Monroe hat sie, lieferbar sofort. „Made in Poland“. Kaputt nach 5.000 km. Jetzt sind welche von Fichtel & Sachs drin, die versprechen zu halten.

Auspuff muß demnächst neu, der liegt schon im Keller. „Erst bricht der Halter, dann bricht der Topf.“ Und so isses. Endschalldämpfer ist leer gefahren, da ist keine Wolle mehr drin, der muß auch neu.

 

Motoröl kriegt sie einmal im Jahr neu. Vier Liter zu je 9 € und ein Filter zu 8 €. Macht 44 €. Ende der Durchsage. Nix „Longlife“ für 30 € der Liter – und schon geht’s mit dem Geld auf!

 

Motoröl kommt auch ins Getriebe, 1,25 Liter. Nicht der Rede wert beim jährlichen Wechsel.

 

Wartung bedeutet jährliche Ventilspielkontrolle und Zündkerzenwechsel, dazu alle zwei Jahre Kühlmittel und Bremsflüssigkeit neu. Sechs Schmiernippel versorgen (erschütternde 9 € in der Werkstatt). Gut ist das. 

Der Rest ist händische Pflege durch regelmäßige gründliche Wäsche auch „unter’m Rock“ und laufendes Nachölen aller bewegten Teile der Karosserie. Kosten: Vielleicht 20 € für Waschmittel. Der Rest ist mein Spaß.

 

Also: einfacher und billiger als jedes moderne Auto.

 

4. Lebensdauer

 

Da sollte man doch Angst haben, oder?

 

Nicht wirklich!

 

Motor: Vorneweg gut für 150.000 km bei guter Pflege. Also noch mehr als acht Jahre Luft bis zu einer Überholung. Getriebe: geht eigentlich nicht kaputt bei regelmäßigem Ölwechsel. Differential: Dito. Antriebswellen? Kein Problem bei einem Hecktriebler.

 

Schläuche und Leitungen sind neu, die sollten noch lange halten. Bremsen werden bei zügig-rücksichtsvoller Fahrt nicht stark beansprucht. Hält alles locker 75.000 km und kam gerade vor Kauf neu.

 

Lichtmaschine werde ich gegen verbesserte Version vorsichtshalber tauschen lassen, sonst hält die auch 150.000 km. Vielleicht kommt noch eine Wasserpumpe dazu – mal sehen. Derzeit sieht’s nicht danach aus in nächster Zeit.

 

Reifen? Müssen wegen Alters neu, nicht wegen „abbem Profil“. Auf 9.000 km ist ein Millimeter weg. Satz wird also mehr als 50.000 halten, bis meine persönliche Sicherheitsgrenze von 3 Millimeter erreicht wird. Ob ich nochmal Hankooks nehme, bezweifle ich. Sie federn etwas zu stramm, ich würde es gerne mit Dunlops probieren. Micheline sind sauteuer und in letzter Zeit begeistert mich die Qualität nicht mehr so wirklich. Rundlauf ist nicht mehr so gut, Haltbarkeit leidet auch – das war mal besser.

 




Und jetzt sage nochmal einer, heute ist alles besser! Nur sicherer, schwerer, komplizierter und viel teurer …



Woher kommt „Geschäftsführerhaftung?“

Das wird jetzt schwere Kost!

Allen Haftungsrisiken für einen Geschäftsführer/Vorstand einer Kapitalgesellschaft liegen gemeinsame Geschichte und ein Prinzip zu Grunde. Das zu erkennen und zu verstehen, vermeidet schon viele Fehler und damit Ärger.

Die Begründung wird etwas ausführlicher werden müssen, so daß ich sie auf zwei Beiträge aufteile.

 Der zweite Teil wird sich dann dem zugrunde liegenden Prinzip widmen.

Wieso habe ich denn dann überhaupt eine GmbH gemacht?

 

Das fragen mich immer wieder die Geschäftsführer einer GmbH, die schlecht läuft, in einer Krise ist oder sogar pleite.

 Wieso ist das schief gegangen?

Meine Antwort ist immer dieselbe: Weil Sie nicht nachgedacht haben! Weil Sie schlecht oder gar nicht beraten wurden! Weil Sie sich nicht an die Regeln gehalten haben!



Denn: Solange für alle Schulden Geld genug da ist, braucht man keine GmbH. Sobald nicht mehr genug Geld da ist, darf man keine GmbH (mehr) haben. Klingt komisch, ist aber so.

Das ist jetzt untechnisch geschrieben, aber das Ergebnis … eines Privilegs, das eine solche Gesellschaft in Anspruch nimmt: Sie haftet nur mit ihrem Vermögen, die Gesellschafter haften (eigentlich) nur für ihre Einlage, sonst nichts. Daraus ergeben sich aber Konsequenzen, die man verstehen herleiten und verstehen muß:



1. Kapitel also: die Geschichte der Kapitalgesellschaft

 

Ausnahmsweise hole ich (kurz) weiter aus und greife auf die Geschichte zurück. Unter Juristen das schwächste Argument („historische Auslegung“ schimpft sich das) bei der Interpretation von Gesetzen. Dient hier aber dem Verständnis!

Ursprünglich kannte man keine Haftungsbeschränkung. Ein ordentlicher Kaufmann haftet mit seinem Vermögen für sein Geschäft. Punktum. Wenn’s schief geht, ist er pleite – und das ist auch gut so.


Schlossen sich mehrere zu gemeinsamem Tun zusammen, hafteten sie auch „jeder für alle und alles“ – ging’s schief, waren sie alle pleite.

Das reichte so lange, bis man neben „Kenntnis, Fähigkeit, Arbeit“ ein neues Betriebsmittel entdeckte: Geld (oder allgemeiner „Kapital“). Einer hat eine Idee, aber ihm reicht das eigene Vermögen nicht, um die Sache anzugehen. Andere haben Geld, aber keine Lust, sich aktiv an einer Unternehmung zu beteiligen. Diese beiden kamen bis dato nicht recht zusammen: Der mit Geld wollte nicht beliebig für die Geschäfte des anderen (ohne oder mit zu wenig Geld) haften – oder wie Juristen sagen: Das Insolvenzrisiko nicht übernehmen.

Das lähmt den Fortschritt, also sann man auf Abhilfe.

Die fand man mit einer Gesellschaft, die Kapital auf der einen Seite und Unternehmertum auf der anderen Seite verband. Die Kommanditgesellschaft ist so eine Rechtsform heute noch. Der mit der Idee soll nach wie vor voll haften (also im Zweifel mit seinem Unternehmen untergehen – „pleite sein“), die anderen haften nur mit dem Geld, das sie dafür hergaben. Der Vollhafter führt die Geschäfte, die anderen finanzieren sie.

Das hat lange gereicht, selbst heute sind noch viele Unternehmen so gestrickt. Beispiele sind oft noch Brauereien (sofern sie nicht von Nahrungsmittelgiganten übernommen wurden) oder der Hersteller meines geliebten „Grafschafter Rübensirup“.

Mit diesem Haftungsrisiko des Unternehmers („Vollhafter“ oder „Komplementär“) fühlten diese Menschen sich aber ungerecht behandelt: Schon damals war es das Interesse auch der Vollhafter, mal eigenes Vermögen ohne Risiko auf die Seite zu schaffen. Das geht aber nicht, wenn man immer haftet.

Also mußte eine neues Vehikel her. 

Das nannte sich dann „Aktiengesellschaft“ oder „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“. 

Jetzt gab’s was ganz Neues: es gibt keinen Vollhafter mehr – nur noch Geldgeber als Aktionäre oder Gesellschafter und die leitenden Köpfe der Gesellschaft, die Vorstände oder Geschäftsführer. Klappte das Geschäft nicht, ging „nur“ die Gesellschaft pleite, die Gesellschafter hafteten nur mit ihrem Anteil.



Deswegen war diese Form sehr lange sehr umstritten und wurde heftig angefeindet. Man befürchtete, daß auf diese Art Verantwortungslosigkeit in der Wirtschaft um sich greift und die gute Ordnung in Gefahr gerät.

 Man kann mit Fug und Recht sagen, daß das in gewissem Maße auch tatsächlich eintrat, aber auch hinzunehmen ist, wenn man eine Ausweitung des gewerblichen und schließlich sogar industriellen Handelns haben will.

Deswegen gab es aber auch Hürden, um dieses Privileg der Haftungsbeschränkung zu erhalten.



Man mußte ausreichend Geld in die Hand nehmen („Mindestkapital“). Eine GmbH hat mindestens 25.000 € Stammkapital, eine AG sogar 100.000 €. 

Hört sich viel an, ist es aber nicht – der Gesetzgeber hat diesen Schutz immer mehr aufgeweicht und die Schutzwirkung abgeschwächt.

Ursprünglich war das Mindestkapital einer GmbH 25.000 Goldmark. Das entspricht etwa 500.000 € heutigen Geldes. „Wer mit weniger Geld ein Geschäft betreiben will, soll dafür doch weiter voll haften oder sich richtig mit Stammkapital ausstaffieren, sonst ist er kein redlicher Kaufmann“ – so stand’s in manchen Lehrbüchern aus den Anfangsjahren als Begründung. So schief lag man da nicht!

Das waren aber nach Auffassung des Gesetzgebers zu hohe Hürden, die neue Idee fruchtete nicht recht. Also wurden die Anforderungen an das Mindestkapital immer weiter gesenkt. In Wirklichkeit braucht man meist nicht einmal die 25.000 € – sobald zwei oder mehr Personen Gesellschafter sind, muß anfangs nur die Hälfte eingezahlt werden, also 12.500 €. Der Rest „auf Anfordern der Geschäftsführung“ – also nie, bis der Laden pleite ist und der Insolvenzverwalter das Geld sehen will.

Noch schlimmer wurde es, als man auch einen einzigen Gesellschafter zuließ („Gesellschft setzt mindestens zwei voraus, sonst ist der Begriff falsch!“) und schließlich sogar den sogenannten „Gesellschafter-Geschäftsführer“. Damit war das Grundprinzip „das Kapital überwacht die Geschäftsführung und stellt so schon im Innenverhältnis der Gesellschaft sicher, daß nichts Unredliches passiert“ ausgehöhlt. Die völlige Entwertung der Kapitalgesellschaft ist dann eine „Limited“ oder „Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt“, die mit einem Stammkapital von 1 € (!!!) gegründet werden kann.

Damit ist das System endgültig pervertiert. Diese Rechtsformen gehören nach meiner Meinung wieder abgeschafft. Sie öffnen dem Mißbrauch Tor und Tür. Ihnen wird so weit mißtraut, daß sie faktisch wertlos sind. Diese Gesellschaften sind in aller Regel ab Tag 1 ihres Lebens pleite. Das darf nicht Schule machen und für zwei Musterkandidaten, die’s trotzdem schaffen kann man nicht 98 Gescheiterte hinnehmen.

Daneben wollte man die Geschäftsführer/Vorstände nicht nach Belieben schalten und walten lassen. „Wenn’s nicht weh tut, gibt keiner mehr acht!“

Genau dieses Gegensteuern gegen fahrlässiges Handeln wurde parallel eingezogen: Die Eigenhaftung der Organe, also der Geschäftsführer und Vorstände; knallhart: Sowohl gegenüber den Gesellschaftern (wird geschlampt und die verlieren ihre Einlage) wie gegenüber den Gläubigern. Gerade das ist für die Organe bei einer Krise der Gesellschaft das große Risiko – geht die Gesellschaft pleite, ist nicht selten auch der Geschäftsführer pleite! Je doller man es mit den Anforderungen trieb (s.o.) – desto schärfer wurden die Haftungsbestimmungen.

Und spätestens jetzt fragt er sich:

Wieso habe ich dann eine GmbH gemacht?

Kümmert Euch um die Ablauflöcher!

Heute nur ein „Kurzbeitrag“, der ein langes Leiden verhindern möchte.

Thema:

Ablauflöcher (genauer: unter der Windschutzscheibe).

Problem:

Moderne Autos mit Aerodynamikanforderungen und Crashvorgaben zum Fußgängerschutz haben alle abgedeckte Wischerachsen. Die Motorhaube ragt darüber, damit weder Wind sich daran verwirble noch Fußgänger den Hirnschädel anschlagen.
Bedeutet aber auch, daß aller Knaster, der beim Wischen nach unten getrieben wird und  beim schieren Stehen sich dort sammelt, nicht mehr abgewaschen wird durch Regen.

Schlimmer noch: er sammelt sich in den Vertiefungen der Verkleidung vor den Wischerachsen.

Was macht der schlaue Konstrukteur? Er sieht genau dort Entwässerungsgitter vor, auf daß der Grind sich vom Auto entferne.

Tut er aber nicht. Autokonstrukteure sind keine Wasserbautechniker und haben von Sedimentwirkung in stehenden Gewässern noch nie was gehört. Daß manche Teile pflanzlichen Ursprungs auch größer als die Ablauflöcher sein können – war im Lastenheft nicht vorgesehen.

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Von Nahem sieht das eklig aus

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Was passiert?

Vor den Achsen in den schwer zugänglichen Vertiefungen bildet sich ein Propf aus Ablagerungen. Der versperrt den Abfluß. Das Wasser sucht sich seinen (neuen) Weg. Das kann teuer werden, denn dort unter der Plastikverkleidung wimmelt es vor Elektrik und Elektronik, die Nässe nicht verträgt. Schon spinnt irgendwas im Auto oder noch schlimmer „von irgendwo“ läuft Wasser in den Innenraum.

Lösung:

Mit einem Pinsel, Allzweckreiniger und viel Geduld die Drecknester entfernen und regelmäßig danach schauen.

 

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Dann sieht’s immer piekfein aus – Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!

Eine Peugeot 504-Limousine – warum sollte man sich das antun?


 

 

Zuerst muß mal mein Modellauto als Fotomodell herhalten – wer hat nicht im Büro oder sonst wo Modelle seiner Lieblinge stehen … außer, er hat für Autos nichts übrig?

1968 stellte Peugeot die Baureihe 504 der Öffentlichkeit vor. Größer als der Vorgänger 404, komfortabler dank Schräglenker-Hinterachse und in der Karosserieform deutlich moderner. Robust, geräumig und im Konkurrenzvergleich nicht zu teuer. Kein Wunder, daß dieses Modell ein großer Erfolg für die Marke wurde! Teilweise in Deutschland das meistverkaufte Importauto in der Zweiliterklasse und weltweit ein Millionenseller.

Genauso ist sie aber inzwischen aus dem europäischen Straßenbild nahezu völlig verschwunden.

Bei mir sind das echte familiäre Gründe für das „Antun“:

Mein Vater hat seit seinem ersten Peugeot 404 bis er das Fahren aufgeben mußte nur Peugeot besessen. Konsequent also auch drei 504 Limousinen.

Der erste war ein „GL“ mit dem 96 PS-Vergasermotor. Der bleib nicht lange bei uns, denn er war auch von dem langjährig routinierten Marken-Werkstattbetrieb nicht ans Laufen zu bringen. Immer wieder blieben wir damit liegen und erlitten das, was man „den Franzosen“ damals gerne ankreidete: Mangelnde Betriebssicherheit.

Sein Ersatz war ein „TI“ mit damals 104 PS. Das Auto, an dem ich im Alter von zehn oder elf Jahren „Wagenpflege“ erlernte vom einfachen Waschen bis zur Lackaufbereitung (mit den damaligen Mitteln natürlich). „It did not miss a beat,“ wie die Engländer sagen. Mustergültige Zuverlässigkeit, sparsamer Kraftstoffverbrauch, langlebige Mechanik – und eine Bestätigung des dieser Modellreihe langsam anwachsenden Rufs, der „französische Mercedes“ zu sein.

Meine Mutter erwarb die Fahrerlaubnis (Führerschein hört sich irgendwie mißverständlich an) erst spät und deshalb „auf Automatik“, so daß der Nachfolger ein weiterer „TI“ aus dem vorletzten Baujahr wurde. Luxus hatte Einzug gehalten mit elektrischen Fensterhebern vorne, Servolenkung und ZF-Dreigang-Automatik.

Informationshalber noch die abschließende Bilanz dieses Autos: Er lief bei uns sieben Jahre, anfangs im Pendlerverkehr von der Vorstadt nach Köln und später nach unserem Umzug „in die Stadt“ nahezu ausschließlich im Kurzstreckenverkehr. Der war teilweise mörderisch mit Kaltstart und Strecken von weniger als drei Kilometern. Ausgemacht hat es dem Motor schon etwas, vor lauter Ölverdünnung durch Kraftstoffeintrag verabschiedete sich die Ölpumpe. Andere Motoren wären daran eingegangen, nicht so der Vierzylinder: Neue Ölpumpe und weiter ging’s. Keine Schäden an Kurbelwellen- oder Pleuellager. Er lief beim zweiten Besitzer bis er korrosionsbedingt im Alter von 15 Jahren verschrottet werden mußte und erreichte in den Händen seiner Familie mehr als 400.000 km mit der ersten Maschine!

Mein erster Versuch des Eintritts in die Welt der Old- und Youngtimer war also konsequenterweise wieder ein Peugeot 504 TI. Hellblau metallic mit nachgerüstetem schwarzem Leder. Technisch nicht umzubringen, aber leider auch mit beginnender Korrosion, so daß ich ihn nach fast fünf Jahren als mein Hobbyauto für kleines Geld der Peugeot-Werkstatt überließ. Die KFZ-Steuer wurde extrem kostspielig auf Schadstoffgruppen umgestellt, das rettende „H“ war noch mehr als fünf Jahr entfernt und die Karosseriesanierung hätte Unsummen verschlungen.

 

Und jetzt ist wieder eine Limousine da.

 

Erstzulassung in Frankreich am 23. Februar 1976, seitdem nur in zwei Händen. Bei Kauf keine 54.000 km auf dem Tacho, in nahezu unberührtem Originalzustand. Mit dem Lack in „sable“ und der braunen Stoffausstattung sieht sie zum einen sehr französisch aus und zum anderen hat sie eine sanfte Anmutung. Meine Frau meint, daß sie eine Dame sei, weswegen sie „La Berline“ genannt werden möchte.

Schon das Äußere hat Charakteristika an sich, die prägend sind. Besonders auffallend an der Front die nach innen angeschrägten großen Scheinwerfer mit der entsprechend verlaufenden Motorhaube. Man braucht keinen „Singleframe“ oder anderes Zeug, um eine schöne Front zu schaffen. Gehässig könnte man kurz sagen: Pininfarina halt, der konnte sein Zeug!



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Pfälzer Herbst von seinen besten Seiten

Der lange Radstand streckt die Seitenlinie deutlich, der vordere Überhang ist sehr kurz, der hintere nicht so lang und ausladend wie z.b. an einem Ford Granada als Konkurrent.

Und dann kommt das Heck. An seiner Formgebung reiben sich die Gemüter. Ein technisch nicht erklärbarer Knick abwärts im Heckdeckel, der einerseits Originalität garantiert und anderseits die Übersicht nach hinten sicher nicht fördert. Er gibt dem Wagenkörper eine Unverwechselbarkeit, die erkauft wird mit fehlender Ladehöhe im Kofferraum und die deshalb ständiger Kritikpunkt ist. Versöhnlich kann man festhalten: alle haben recht. Ich verstehe das vor allem als endgültige Absage an die noch beim 404 verfolgte „Heckflossenform“, indem das glatte Gegenteil gestaltet wird. Statt objektiv sinnlos ansteigender Blechwände an den Seiten nun ein ebenso objektiv nicht nur vorteilhaftes Fallen der Linie.

Vom durch vier große Türen gut zu besteigenden Innenraum genießt man beste Rundumsicht nach vorne und zu den Seiten, das vordere Wagenende ist perfekt einsehbar. Hinten – nun gut, das hatten wir ja schon …

 

 

Die Einrichtung verströmt den Charme der späten Sechziger. Immerhin hier schon im Vergleich zur Urversion etwas versachlicht durch klarer gezeichnete Instrumente (mit Drehzahlmesser serienmäßig – so etwas wie ein Hauch von Sportlichkeit!), aber mit verstreuten Bedienungselementen und vielen Rähmchen und Rippchen, Blenden und Schnörkeln, die man damals möglicherweise schätzte. Platz ist reichlich, sowohl für die Füße wie für den Kopf. In modernen Autos kann man sich eingezwängt fühlen, hier sicher nicht. Dazu sofaweiche Polster, die auf „Körperabstützung beim sportlichen Fahren“ genau überhaupt kein Gewicht legen, sondern deren Zweck es ist, bequemes Einsteigen zu ermöglichen und die letzten vom Fahrwerk nicht verdauten Unreinheiten der Straße vom Passagier fernzuhalten. Souveränes Gleiten statt vermeintlicher „Sportlichkeit“, ein Anspruch an die gehobene Mittelklasselimousine in Frankreich.

Der für seine Form getadelte Kofferraum ist dank vergleichsweise großer Öffnung gut zugänglich und überraschend geräumig. Für dreiwöchige Sommerurlaube in Italien hat er unserer vierköpfigen Familie immer ausgereicht, ohne einen Dachgepäckträger bemühen zu müssen. Natürlich sind die Seiten nicht aufwendig verkleidet, so daß das alte Material heute stets durch schützende Decken vor Schäden bewahrt werden will. Bisher war da sicher nicht viel geladen, die Radhäuser sind noch relativ unversehrt.

 

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groß genug, gut zugänglich, leicht zu beladen – so soll das sein

 

Der Benzintank hängt unter dem Kofferraum, der Einfüllstutzen aus Kunststoff geht ungeschützt hindurch. Deswegen niemals „bis zum Stehkragen“ volltanken, so daß Sprit im Stutzen stehen bleibt, denn der ist dafür nicht gemacht. Der Ladung wird nur nach Benzin stinken und dem Stutzen schadet’s auch. 

„Reserverad hat der keins, oder?“ – Dochdoch, nur sind die Konstrukteure auf die Idee gekommen, das gute Stück unter den Kofferraum zu verbannen. Schlau, weil man drankommt, ohne alles ausladen zu müssen und der Kofferraum nicht dreckig wird. Weniger schlau, weil das arme Rad da unten allen Straßenschmodder abbekommt und langsam aber sicher verrostet. Muß man also regelmäßig rausnehmen und konservieren. Tip: Ventil nach unten beim Einlegen, dann ist der Luftdruck ohne Herausnehmen kontrollierbar.

 

 

Klar: Korrosionsschutz war damals kein Schwerpunkt. Unversiegelt überlappen Bleche, Dutzende Clips halten harte Zierteile am Lack fest, hinter Dichtungen sammelt sich Dreck, von verzinktem Blech ist keine Rede. Immerhin hat er teilweise Hohlraumkonservierung ab Werk und Dauerunterbodenschutz. Die Konservierung gibt es heute auch besser und es ist dringend zu empfehlen, das nachzuholen. Hier war’s Mike Sanders-Fett, das sich bestens für diesen Zweck eignet, da selbstheilend, kriechend und nicht aushärtend. Der PVC-Unterbodenschutz ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil hart und beständig auch gegen Steinschlag. Fluch, weil sich unerkannt Risse bilden können und dann wird der schicke Schutz unterrostet.

Am sonstigen Unterboden findet sich außer Grundierung und dünn aufgesprühtem Lack gar keine Vorsorge, auch da muß man zum Erhalt selber Hand anlegen. Hier ist der Zustand traumhaft, deshalb transparenter Schutz, um den Anblick erhalten zu können. Halbjährliche gründliche Reinigung und Kontrolle ist dringend empfohlen. Mit Auffahrrampen und einer Schaumkanone für den Hochdruckreiniger ist da schnell „durchgewischt“ und alles bleibt sauber. Freut auch bei der Hauptuntersuchung!

Die französische Herkunft hat noch eine Auswirkung: Das Auto hat eine hervorragende Belüftung. Schiebedach (Serie und recht simpel, aber funktionell), verstellbare Luftdüsen und zusätzliche Durchlüftung des Fußraumes sind mehr als angenehm. So soll das sein. Da braucht’s nicht wirklich eine Klimaanlage, solange das Auto fährt. Stadt und erst recht Stand sind schlecht, da heizt sich alles sofort auf.

 

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die untere Schelle hält den Schlauch, die obere den Thermostat

 

An sich heizt er auch gut. Wenn nicht die Vorkehrung gegen zu heißen Motorlauf einen Strich durch die Rechnung machte. Der normale Thermostat öffnet schon bei 75°. Damit macht dem Motor auch Bullenhitze nichts aus. Aber unter 15° Lufttemperatur kommt die Heizung kaum auf Touren. Der alternativ einzubauende 88°-Thermostat ist nur schwer zu bekommen und hilft diesem Problem ab.

Schwer deshalb, weil „La Berline“ noch die frühe Ausführung ist mit Thermostat „im Kühlerschlauch“ und nicht im Wasserpumpengehäuse. Also muß eine besondere Ausführung verwendet werden, die natürlich so keiner mehr herstellt. Wie so oft: eigentlich eine findige Idee (Wasserpumpengehäuse könnte einfacher werden), aber ganz zu Ende gedacht doch nicht so gut. Der Schlauch wird als Halter mißbraucht, was ihn Lebensdauer kostet. Ist er hinüber, gefährdet das gleich den Motor.

Über die Jahre sind die Materialien innen recht robust, der Kunststoff am Armaturenbrett kann brechen an scharfen Kanten, die Sitzstoffe können ausbleichen – nichts Ungewöhnliches, wenn 40 Jahre und mehr auf dem Buckel sind.

Wird das Auto regelmäßig benutzt, kommt es gut über die Runden. Steht es sehr lange Zeit, tut ihm das nicht so gut. Nicht „typisch Peugeot“, sondern „typisch Auto“. Die elektrischen Kontakte wollen bedient werden, die Motoren und Gelenke benutzt, damit sie gängig bleiben.

Kleiner Tip am Rande:

Sicherungen sollten regelmäßig ausgetauscht werden. An ihren Kontakten kann durch Korrosion der Übergangswiderstand steigen. Dann drohen Ausfall des gesicherten Bauteils mangels Spannung und Kabelbrand VOR der Sicherung. Die Schmelzsicherungen in Originalstärke sind schwer zu bekommen, vor allem die 10 Ampère.

Das Fahren dieses Autos …

 

… ist (trotz fehlender Servolenkung) erstaunlich leicht. Die Kupplung ist gut dosierbar, das Getriebe schaltet auf kurzen Wegen sehr exakt. Tut es das nicht (mehr), ist was am Schaltgestänge und/oder den Schaltgabeln nicht mehr ok. Die Synchronisation ist an sich sehr dauerhaft, wenn man bei kaltem Getriebe nicht gewaltsam die Gänge einlegt. Unroutinierte Werkstätten machen beim (häufig angesetzten!) Getriebeölwechsel den Fehler, daß sie Getriebeöl verwenden. Klingt komisch, ist aber so. Da gehört Motoröl rein! Immerhin: Ins Differential kommt echt Differentialöl – das war beim 404 noch anders, wo besonderes Öl des bronzenen Schneckengetriebes wegen zu verwenden war.

La Berline hatte anfangs etwas „Singen“ im Getriebe und regte den Schalthebel zu Vibrationen an. Ich habe sofort das Öl wechseln lassen und LiquiMoly Ceratec zugesetzt. Seitdem ist Ruhe. Am liebsten mag sie 20 W 50 im Getriebe, am allerliebsten dasjenige, das für Minis und andere Motoren mit gemeinsamem Ölhaushalt mit dem Getriebe konfektioniert ist.

Auch im Motor schmeckt ihr 20 W 50 am besten – dünne Öle sind gleich in Form hohen Ölverbrauchs verkonsumiert. 1 L/1000 km mit 10 W 40 darf nicht erschrecken. Auf Motul Classic (ein französisches Öl für die französische Maschine!) umgestellt, ist der Verbrauch auf weniger als 1/4 L/1000 km reduziert. 

Wo wir gerade „unter der Haube“ sind: Das Instandhalten ist an sich kein Hexenwerk. Häufiges Schmieren und Warten ist angesagt, engagierte Hobbyschrauber erledigen das selber. Bei mir ist es für mich und das Auto besser, wenn ich mich auf Putzen und Wienern beschränke und den Rest den Fachkräften übertrage.

 

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der Motorraum war immer nur grundiert – hier unversehrter Originalzustand

 

Der Rest ist vor allem Abschmieren der sechs Schmiernippel. An der Vorderachse findet sie noch jeder, den an der Lenkung vielleicht auch, aber der hinten am Schiebestück der Kardanwelle wird gerne vergessen. Alle 15.000 Kilometer neue Zündkerzen, alle 5.000 Kilometer frisches Motoröl, alle 20.000 das Getriebe- und Differentialöl neu und gut ist das. Die Zündung ist dank elektronischer Pertronix Ignitor bei „La Berline“ nahezu wartungsfrei geworden. Die Qualität der Unterbrecherkontakte und Kondensatoren ist heutzutage manchmal unterirdisch und selbst gut gepflegte Autos kranken an schlechten Ersatzteilen. Alle zwei Jahre Bremsflüssigkeit und Kühlmittel neu, Ventilspiel kontrollieren, wenn’s laut (oder verdächtig leise) wird. Ist aber eigentlich bei gefahrenen Autos relativ lange gleichbleibend.

Nach einem ausgiebigen Bad mag sie es, wenn ihre Scharniere und Züge ein Tröpfchen Öl erhalten. Mir leistet eine Spritze gefüllt mit Automatikgetriebeöl dafür beste Dienste. Punktgenau ölen und fein dosieren verhindert unansehnliche Schmiererei.

Die Besonderheit dieses Autos ist die Gemischaufbereitung. Eine mechanische Benzineinspritzung von Kugelfischer versorgt die Zylinder mit Benzin. Und das tut sie richtig gut. Der Motor sollte in einwandfreiem Zustand kalt wie warm sofort anspringen. Der erhöhte Leerlauf sollte sich zügig absenken mit Erwärmung, danach sind knappe 900/min richtig. Der Drehzahlmesser geht im Leerlauf etwas vor – später ist er wie alle Instrumente sehr exakt. Besonders exakt ist der Tachometer – keine Voreilung selbst bei 140 km/h! Neulinge also aufpassen, sonst blitzt’s, wenn man „Limit + 10“ fährt!

 

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auf solchen Straßen fühlt sie sich pudelwohl

 

Gasannahme selbst aus niedrigsten Drehzahlen ist perfekt, das Motordrehmoment baut sich sehr gleichmäßig bis 3000/min auf und ist auch mit fast 170 Nm nicht schwächlich. der Motor dreht sehr sauber hoch, zur Not auch bis 6000/min und mehr. Ab 5000 kommt aber nicht mehr wirklich viel Mehrleistung im Verhältnis zum Mehrverschleiß, normalerweise braucht man keine Drehzahlen über 4000/min, um im modernen Verkehr locker mitzuhalten. Auffallend (und in damaligen Tests bemängelt): Das Gaspedal unterstützt genau diese Fahrweise. Vollgas erfordert Überstrecken des Fußes und ist dauerhaft unbequem. Bei „Tacho 130“ liegt der Fuß völlig entspannt auf …

 

 

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Das Getriebe ist gut auf den Motor abgestimmt, an für heutige Turbomotoren mit wasweißichwieviel Gängen hohe Dauerdrehzahlen auf der Autobahn muß man sich gewöhnen. Die vernünftigerweise bei noch normalem Verbrauch fahrbaren Bereiche entsprechen natürlich den französischen Tempolimits. Bei 1000/min im vierten Gang liegen etwa 31 km/h an, so daß auch hier 4000/min fast genau 130 km/h ergeben.

Dann kommt man auf Langstrecke mit unter 10 L/100 km aus. Welcher Spirt „reicht“, ist unter den Markenfreunden umstritten. In älteren Betriebsanleitungen stand etwas von „95 MZ“ – eine unbekannte Einheit, bei der offen bleibt, ob es sich um ROZ oder MOZ handeln soll -, was dann mit „Super“ in heutige Zeit übersetzt wird. In meiner steht „Super“, was damals 98 Oktan waren, also heute „SuperPlus“. Ist mir wurscht, ich bin lieber auf der sicheren Seite. Ganz sicher macht mich das tunlichst getankte AralUltimate. Nicht wegen der vielen „Oktane“, sondern wegen seines besonderen Reinigungszusatzes und weil die darin verwendeten „Biokomponenten“ nicht wasseranziehend und damit korrosionsfördernd sind. Man sieht’s am Auspuffendrohr: es ist nicht mehr schwarz, sondern grau innen.

Heute ist so ein 504 kein großes Auto mehr, die Wucherungen der Sicherheits-SUV-Bomber haben seine damals stattliche Größe zu Schmalbrüstigkeit reduziert. Hat aber seine Vorteile – beim Parken, beim Rangieren und in engen Ortsdurchfahrten. Da bleiben die heutigen Kolosse oft stehen, weil die verengte Fahrbahn Vorrang des Gegenverkehrs erfordert. Der 504 flutscht da noch locker durch. Was also auf freier Strecke „herausgebolzt“ wird, geht bei der Ortsdurchfahrt auf Landstraßen gleich wieder verloren.

 

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Die tadellose Übersicht nach vorne ermöglicht es außerdem, das Auto sehr präzise zu fahren und z.B. den rechten Fahrbahnrand exakt anzusteuern. Das schafft ein sehr sicheres Fahrgefühl.

Dabei hilft, daß das Auto höchst angenehm federt. Technisch tragen dazu die sanfte Fahrwerksauslegung mit langen Federwegen und natürlich die Reifen mit geringer Aufstandsfläche und hohen Schultern bei. So was gibt’s heute nicht mehr, wo „Sportwagen“ schon schwerer sind als eine vollbeladene „Berline“. Da müssen dann niedrigstprofilierte Gummis die Masse im Zaume halten, damit man im öffentlichen Straßenverkehr gänzlich verbotene Geschwindigkeiten auch dank elektronischer Helferlein erforschen kann. DIE gibt’s hier natürlich gar nicht. Die moderne Abteilung der Autoentwicklung heißt heute „Noise Vibration Harshness“ oder NVH. Konnten die Peugeot-Leute schon vor 1968 sehr gut, denn da vibriert nix, da ist alles sanft und geschmeidig. Nur das mit der Noise …. hat nicht so hingehauen. Die Tempolimits Frankreichs haben Windgeräusche von der Prioritätenliste verdrängt, es tost gewaltig und für heutige Verhältnisse orkanartig.

Ist „La Berline“ unsicher zu fahren durch heimtückische Reaktionen? Solange es trocken ist: im Gegenteil. Erst bei harter Übertreibung untersteuert sie. Sonst lassen sich auch engere Kurven stoisch neutral mit zügigem Tempo fahren. Wenn’s ganz eng wird und auch noch bergauf geht, fehlt es ein bißchen an Traktion, wenn man ungebührlich schnell fahren will. Naß ist das alles gaaanz anders. Da wird sie biestig und keilt mit dem Heck aus, wenn man nicht ganz rund und sanft fährt (und Reifen mit modernem Profil und Naßgriff verwendet).

Ein besonderes Kapitel ist die Lenkung. Schon die Lenkradposition ist merkwürdig. Seltsam flach angestellt, großer Durchmesser – wirkt komisch. Erlaubt aber, daß man relativ nah ans Lenkrad heranrücken kann und damit mehr Kraft beim Lenken hat und andererseits auch sehr leicht ein- und aussteigt. Bei längerer Fahrt kann man sogar den Unterarm auf dem Lenkrad ablegen, was dann entspannend wirkt und die Schultern entlastet.

Übersetzt ist die Zahnstangenlenkung wie für einen LKW.

Fast fünf Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag! Regel für Novizen: Wenn Du denkst, die Räder stehen schon geradeaus – dreh’ noch einmal komplett! Sollte sehr stören, tut’s aber nur im Stadtverkehr durch die unendliche Kurbelei. Auf Landstraßen lassen sich normale Radien gut fahren, Serpentinen erfordern Umgreifen. Auf der Autobahn ist La Berline deshalb auch ein stoischer Geradeausläufer: Seitenwind macht ihr nicht viel, wenn die Stoßdämpfer in Ordnung sind und die Lenkung kann schier nicht verrissen werden.



Bremsen kann sie mit vier Scheiben sehr gut auch dank Servo. Guter Druckpunkt, sauber zunehmende Bremskraft mit steigendem Pedaldruck, sicher angekündigtes Blockieren. Natürlich kein ABS, Vollbremsungen kosten also Reifen.

Quintessenz ist: „La Berline“ mag keine Raserei, dafür ist sie dann zu weich im Fahrwerk und die sehr indirekte Lenkung stört. Außerhalb der Ortschaften kann sie flott bewegt werden und erstaunlich sanft sehr gute Reisetempi halten. In der Stadt ist Bedachtsamkeit gefordert, Gewusel liegt ihr wegen der jetzt träge und dennoch schwergängig wirkenden Lenkung nicht. So, wie die Franzosen halt auch über Land fahren, möchte sie bewegt werden. Sie zum Rennwagen umzubauen, ist dem Werk mehrfach gelungen, wie eine Vielzahl internationaler Rallyesiege belegen. Das waren aber alles Langstreckenrennen auf schlechtesten Straßen – wo sich die sanften Eigenschaften als materialschonend erweisen und Zuverlässigkeit mehr gilt als „Sektorenzeiten“ (die es damals auch noch gar nicht gab).

Also: nervenschonendes Gleiten, Zuverlässigkeit, Komfort und Robustheit in schicker Hülle. 

Hält das denn auch dauerhaft?

Wäre der Rost nicht: ja. Abhilfe schafft bei gesunden Exemplaren eine Hohlraumkonservierung am besten mit Fett und ein regelmäßig aufgefrischter und kontrollierter Unterbodenschutz. Die kritischen Stellen mit einem aushärtenden Schutzwachs zu überziehen, ist Fleißaufgabe, die sich aber lohnt (Türkanten, Blechfalze, Überlappungen, Anschlüsse von Zierleisten …).

Der Motor ist schier unzerstörbar, wenn man auf seine Kühlung (und die Zylinderkopfdichtung) achtet. Beim Kaltstart kann es helfen, wenn sie etwas Zeit im Leerlauf bekommt, um Aluminium-Kopf und Graugußblock beim Ausdehnen zu helfen, ohne unter Last schon der Kopfdichtung zuzusetzen. Dauervollgas ist nie gut – auch hier sicher nicht. Die alten Motoren sind noch nicht optimiert dafür, unter Volllast minutenlang mit Höchstdrehzahlen betrieben zu werden.

Beim Einspritzer sollte man nach dem Ölstand der Pumpe sehen und die Ansauggummis auf Dichtigkeit prüfen. Abgemagertes Gemisch bei hoher Last bedeutet sonst wegen Überhitzung Gefahr für die Kolben.

 

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diese Gummistutzen muß man im Auge haben, damit nichts ins Auge geht

 

Wurde das Abschmieren vernachlässigt, leiden die Achsgelenke und werden austauschreif. Nur in den letzten Baujahren waren schlauchlose Reifen verbaut auf passenden Felgen, die Serienreifen waren früher mit Schlauch. Dafür gibt es heute fast keine freigegebenen Reifen mehr. Manche ignorieren das einfach und fahren trotzdem, manche halten sich an ein sinnvolles Tempolimit von maximal 130. Alle suchen nach jemandem, der die Felgen ohne Mittelloch richtig auswuchten kann. Ich habe deshalb originale AMIL-Felgen gesucht. Deren Qualität ist leider schon ab Werk mies gewesen, so daß sie heute meist nicht mehr rund laufen und gerichtet werden müssen. Eine neue Beschichtung tut dann auch Not.

 

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Spezifische Besonderheiten hat „La Berline“ sonst nicht, sie teilt also die üblichen Schwächen sehr alter Großserienautos bei zu wenig Bewegung, übermäßiger Beanspruchung und vernachlässigter Wartung.





„La 504 de mon père“

 

genau so ist es, genau so fühlt es sich an. Und das ist gut so.