Der „Strich drunter“

Der ernsthafte (und steinige!) Weg aus der Schuldenfalle hat einen für viele unangenehmen Abschnitt: Das Ausgabeverhalten gehört auf den Prüfstand!

Auf welche Art auch immer die Schulden abgebaut werden – Vergleich, Schuldenbereinigung oder Insolvenz – : Ab sofort muß das vorhandene Geld zum Leben reichen, neue Schulden sind tabu.

Leichter gesagt als getan. Bisher war ja schon „das Geld“ nicht nur das eigene Einkommen, sondern auch der verbrauchte Kredit, den Gläubiger gaben. Ab sofort ist das nur noch das pfandfreie Einkommen und kein Cent mehr! Das sind manchmal derbe Einschnitte, die vorher bedacht sein müssen. Da hilft nur, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und alles sorgfältig zusammenzurechnen.

Beispiel: Familie lebte bisher vom Einkommen des Vaters von 2.500 € netto, dem Kindergeld für ein Kind von 184 € und dem laufend überzogenen Konto (monatlich um 500 € mehr überzogen), außerdem wurden Strom (monatlich 100 €) und Miete (monatlich 900 €) nur unregelmäßig bezahlt. Das ganze freie Geld wurde verbraucht. Zwischen 3.184 und 4.184 € (je nachdem, ob Strom oder Miete bezahlt waren) wurden komplett ausgegeben.
Zukünftig gibt es nur noch das pfandfreie Einkommen des Vaters (ACHTUNG Das sollte man sich immer vorher berechnen lassen, damit böse Überraschungen ausbleiben) von voraussichtlich ca. 2.250 € und das Kindergeld von 184 €. Schmerzhaft: Nur noch 2.434 € bleiben. Alle laufenden Kosten werden sofort bei Fälligkeit bezahlt. Also stehen fürs Ausgeben  nach Miete und Strom nur noch 1.434 € zur Verfügung!

Bleiben wir bei diesem (durchaus nicht untypischen) Beispiel.

Die Familie lebte zuvor gnadenlos über ihre Verhältnisse. Nicht umsonst sind ja Schulden aufgelaufen.

Diese Verhältnisse müssen aufgearbeitet werden. Sprich: Ausgaben erfassen! Unglaublich lästig und für sehr viele völlig ungewohnt, aber dringend nötig. Nicht lügen, sondern die Wahrheit hinschreiben wie man’s aus dem Fernsehen kennt.

Fixkosten wie Miete, Strom, Telefon sind schnell zusammen gestellt. Viele wissen schon nicht, was alles an Versicherungen abgeschlossen ist. Die Prämien werden jährlich abgebucht, da sind die Erinnerungen schon sehr trübe. Haftpflicht und – wenn später das Geld dafür reicht Berufsunfähigkeit – sind die einzigen, die man wirklich braucht. Der ganze Rest ist zumeist zu teuer und damit überflüssig. Ich sehe manchmal Akten, wo jährlich für Rechtsschutz, Hausrat, Auslandskrankenschutz, Zusatzkrankenversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung mehr als 3.000 € bezahlt werden! Haftpflicht kostet um die 75 € pro Jahr …

Weiterer großer Posten ist das Auto. „Das kostet nicht mehr als 150 € im Monat, glauben Sie mir das!“ Gerne bei Besprechungen mit Schuldnern gebracht. Und grottenfalsch! Alleine die Kosten für den „gerollten Kilometer“ aus Reifen, Sprit, Wartung machen mindestens 10, eher 20 Cent aus bei sparsamen Autos. 1.000 km im Monat und die „150 €“ sind verbraucht. Dazu dann Wertverlust (oder Leasingrate oder Finanzierungsrate), Steuern, Versicherung, Garage – und schwupp sind monatlich weitere 150 € zusammen wie nichts. Die ach so billigen Altwagen, die „Bekannte“ dann günstig am Laufen halten, sind auch nicht besser, die sind in den Betriebskosten viel höher und die vielen Ersatzteile gehen auch ins Geld. Oder der Wagen ist mehr eine „Karre“, die sich dem letzten TÜV-Termin entgegenhungert. Teuer allemal!

Das „Leben“ kostet auch. Und wie und ganz unauffällig. Essen, Kleidung, Urlaub – pro Person und Monat sind 200 € und sehr viel mehr sehr schnell zusammen. Dazu dann die gewohnheitsmäßigen „Extras“ wie Fitneßstudio, „Nägel machen“, „Haare müssen auch“, Rauchen, teure Mobilfunkverträge, Gaststättenbesuche – hier verschwinden monatlich hunderte weitere €. Als letztes dann „der Hund“, für den nichts zu schade ist. Auch so ein Tier verschlingt selbst bei sparsamster Haltung mindestens 100 € im Monat.

Der spontane Besuch beim „Mäcces“ mit Kaffee für die Eltern und Eis für den Sprößling: 30 – 35 € sind weg. Dafür kann man ein ganzes Wochenende selber kochen. Schon die Umstellung von Fertiggerichten auf selbst Gekochtes spart monatlich – und besser schmecken tut’s auch.

Zu dieser Frage

„Wie passe ich mein Leben an mein Geld an?“

gibt es keine Hilfe, die muß man selber beantworten und konsequent die Antwort umsetzen. Mit dem Geld auskommen erlaubt keine „Pause“, die bis jetzt fehlende Disziplin ist ja Auslöser für manches Dilemma. Der Ausweg aus Sorglosigkeit und Schlamperei sind Sorgfalt und Ordnung – andere Auswege existieren nicht.

Sonst nützt kein einmaliger Weg aus der Schuldenfalle, wenn direkt der nächste Absturz folgt. „Aus Schaden klug“, so erwartet das auch der Gesetzgeber (und nicht weniger die Gläubiger, die ja schließlich nachgeben müssen).

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