Das erste Jahr mit „La Berline“ ist verstrichen.
Zeit für eine etwas andere Bilanz – kaufmännisch eher, nicht schwärmerisch und benzingetränkt.
Obwohl – das stimmt natürlich nicht! Wer Geld für Betrieb und Erhalt eines alten Autos aufwendet, das man eigentlich nicht braucht und nur hat, weil’s einem Spaß macht: der ist per se benzingetränkt. Sei’s drum!
Hier also die Erfahrungen aus dieser Zeit:

1. Die Gesamtkosten
Spritmonitor ist gnadenlos und rechnet mir auch noch Abschreibung in die Kosten. Das ist grundsätzlich nicht so verkehrt auch bei alten Autos. Wenig gefahrene Liebhaberstücke mögen da die Ausnahme sein, aber nennenswerten „Gewinn“ mit alten Alltagsautos zu erzielen, ist nur wenigen vergönnt. Klar: rechtzeitig eine Scheune voll billigster Enten und R4s – und heute ist das Geld vervielfacht. Für die früheren „500 Mark“-Leichen muß man heute schon 1500 € hinlegen.
Aber „La Berline“ ist kein Spekulationsobjekt, sondern ein Fahrzeug. Wird also gefahren. Und zwar viel. 9.000 km pro Jahr erlaubt die Haftpflichtversicherung. Gekauft habe ich sie im September 2016, bis September 2017 kamen fast exakt so viele zusammen. Im Winter wird sie nicht bewegt werden, Salz ist tödlich. Da spare ich also für die Sommersaison Kilometerguthaben an.
Weit rumgekommen sind wir – in die Dordogne, in die Ardennen und natürlich hier ins Elsaß und in der Gegend gefahren. Teils auch mal alltags, jedenfalls regelmäßig. Dann kommen Ausgaben von fast exakt 4.000 € ohne Abschreibung zusammen. Pro Kilometer sind das 44 Cent. Inklusive Reparaturen, Verbesserungen, Sprit und Fixkosten. Und da waren Reparaturen dabei, die so nur einmal alle 100.000 km vorkommen, weil sie halt altersbedingt ein paar Sachen gerne neu gehabt hätte. Kommt aber zukünftig nicht mehr so schnell vor, wird also billiger!
2. Der Verbrauch
Umweltschädlich, spritsaufend – alte Autos sind ein Moloch. Sagen die, die sich wenig Gedanken machen. Im Ernst des Lebens sind 9,72 L/100 km für die damalige Zeit sparsam und auch heute nicht aus der Welt. Der eine bevorzugt seinen tonnenschweren SUV-Bomber, der mit mehr als 200 über die Autobahn gedroschen wird (was sicher nicht mit 10 L/100 km abgeht), der andere fährt ruhig aber zügig mit einem Oldtimer. Unter’m Strich ist es gleich!
Umweltschonend ist auch der Betrieb eines neuen Autos nicht. Da muß man erst einmal 2.000 kg Material gewinnen, verformen, zusammenbauen und anstreichen, damit’s ein Auto wird. „La Berline“ ist Baujahr 1976, also mehr als 40 Jahre alt. „Ich bin drei Autos“ sozusagen, denn sie ist dreimal so alt wie der Durchschnitt, bevor er zu Schrott wird. Ersparte also das Bauen zweier Nachfolger. Jeder davon verursacht mehr als 1/3 seiner Schadstoffe bei der Produktion. Und jetzt denken wir alle nochmal nach, so ein kleines bißchen wenigstens!
Motoröl wollte sie anfangs auch laufend nachgefüllt haben. Lag am falschen Öl, 10W40 moderner Formulierung taugt nichts in ihrem Motor. Der will 20W50, und am liebsten das vom französischen Hersteller Motul. Aus fast 1 L/1000 km wurde inzwischen „fast nicht mehr meßbar“. Zusatz von LM Ceratec hat der Laufruhe aufgeholfen und das Ansprechverhalten verbessert. Also: alles gut.
3. Wartung/Reparaturen
Ein Drama!
Nein, nicht wegen „französischem Auto“ und „komplizierter Einspritzung“. Sondern wegen beschixxener Ersatzteilqualität und schwieriger Teilesuche. Stoßdämpfer mußten nach 40+ Jahren neu. Als Beispiel. Hersteller Monroe hat sie, lieferbar sofort. „Made in Poland“. Kaputt nach 5.000 km. Jetzt sind welche von Fichtel & Sachs drin, die versprechen zu halten. Auspuff muß demnächst neu, der liegt schon im Keller. „Erst bricht der Halter, dann bricht der Topf.“ Und so isses. Endschalldämpfer ist leer gefahren, da ist keine Wolle mehr drin, der muß auch neu.
Motoröl kriegt sie einmal im Jahr neu. Vier Liter zu je 9 € und ein Filter zu 8 €. Macht 44 €. Ende der Durchsage. Nix „Longlife“ für 30 € der Liter – und schon geht’s mit dem Geld auf!
Motoröl kommt auch ins Getriebe, 1,25 Liter. Nicht der Rede wert beim jährlichen Wechsel.
Wartung bedeutet jährliche Ventilspielkontrolle und Zündkerzenwechsel, dazu alle zwei Jahre Kühlmittel und Bremsflüssigkeit neu. Sechs Schmiernippel versorgen (erschütternde 9 € in der Werkstatt). Gut ist das. Der Rest ist händische Pflege durch regelmäßige gründliche Wäsche auch „unter’m Rock“ und laufendes Nachölen aller bewegten Teile der Karosserie. Kosten: Vielleicht 20 € für Waschmittel. Der Rest ist mein Spaß.
Also: einfacher und billiger als jedes moderne Auto.
4. Lebensdauer
Da sollte man doch Angst haben, oder?
Nicht wirklich!
Motor: Vorneweg gut für 150.000 km bei guter Pflege. Also noch mehr als acht Jahre Luft bis zu einer Überholung. Getriebe: geht eigentlich nicht kaputt bei regelmäßigem Ölwechsel. Differential: Dito. Antriebswellen? Kein Problem bei einem Hecktriebler.
Schläuche und Leitungen sind neu, die sollten noch lange halten. Bremsen werden bei zügig-rücksichtsvoller Fahrt nicht stark beansprucht. Hält alles locker 75.000 km und kam gerade vor Kauf neu.
Lichtmaschine werde ich gegen verbesserte Version vorsichtshalber tauschen lassen, sonst hält die auch 150.000 km. Vielleicht kommt noch eine Wasserpumpe dazu – mal sehen. Derzeit sieht’s nicht danach aus in nächster Zeit.
Reifen? Müssen wegen Alters neu, nicht wegen „abbem Profil“. Auf 9.000 km ist ein Millimeter weg. Satz wird also mehr als 50.000 halten, bis meine persönliche Sicherheitsgrenze von 3 Millimeter erreicht wird. Ob ich nochmal Hankooks nehme, bezweifle ich. Sie federn etwas zu stramm, ich würde es gerne mit Dunlops probieren. Micheline sind sauteuer und in letzter Zeit begeistert mich die Qualität nicht mehr so wirklich. Rundlauf ist nicht mehr so gut, Haltbarkeit leidet auch – das war mal besser.
Und jetzt sage nochmal einer, heute ist alles besser! Nur sicherer, schwerer, komplizierter und viel teurer …